Bundestreffen Limousin

Bundestreffen Limousin

Die diesjährige Mitgliederversammlung des Bundesverband Deutscher Limousin-Züchter e. V. (BDL) fand am 18. und 19. August ganz im Norden des Landes im kleinen Städtchen Tarp in Schleswig-Holstein statt – das Heimatland der seit einem Jahr amtierenden Vorsitzenden Ute Lucanus. Rund 70 Teilnehmer hatten sich aus allen Regionen Deutschlands auf den Weg gemacht, um zwei Tage ein spannendes Programm zu genießen.

Limousinzucht auf einem Demeterbetrieb

Am ersten Tag besuchten die Limousin Züchter den Zuchtbetrieb Hof Ankersolt von Anne Jessen-Petersen und ihrem Mann Christian in Mittelangeln. Der Betrieb ist seit 1989 Biolandbetrieb und seit 2007 beim Demeter Verband angeschlossen. Zum Betrieb gehören 175 ha Acker, 70 ha Dauergrünland und 15 km Knicks. Ein weiterer wichtiger Betriebszweig der Familie sind die 5.600 Lege- und 2.800 Junghennen.

Zum Unternehmen gehören 39 Herdbuch-Mutterkühe der Rasse Limousin mit zurzeit 33 Kälbern und 40 weiblichen und männlichen Nachkommen. „Unsere Limousin Rinder hatten schon immer Hörner, da für uns gilt: Natürlich tragen Rinder Hörner. Zudem brauchen wir die Hörner für die Herstellung unserer Demeter-Präparate“, so Anne Jessen Petersen. Mit den Rindern werden Naturschutzflächen und extensives Grünland genutzt. Das Winterfutter besteht aus Heu und Kleegrassilage vom Acker. Somit sind die Rinder in diesem Nutzungskonzept keine Nahrungskonkurrenten und sorgen mit zur Humusbildung und Kohlenstoff Bindung im Boden.

Das Zuchtziel ist ein mittelrahmiges, ruhiges Limousinrind mit guten Muttereigenschaften, dass in der Lage ist, auf dem anmoorigen Dauergrünland viel Milch aus dem Grundfutter zu erzeugen. Die Vermarktung der Ankersolt Limos erfolgt als Zuchtvieh an Biobetriebe, die die Umgänglichkeit der Rinder und ihre sehr gute Grundfutterverwertung schätzen. Schlachttiere werden über den Hofladen und die VGS Bioland SH vermarktet.

Der Altbulle „Galant vom Gut Schierensee “ lief mit sechs Bullkälbern führenden Kühen im Stall. Vor dem Stall konnte der Jungbullen „Balu vom Gut Schierensee“ mit einigen Töchtern des Altbullen besichtigt werden. Die Landwirtin stellte elf Kälber vor, von denen sie gerne fünf behalten will. Die Besucher erhielten von diesen elf Tieren Infos zu Alter und Gewicht und hatten die Aufgabe, ihre Favoriten zu krönen. Diese Aufgabe löste bei den Experten eine interessante und intensive züchterische Diskussion aus. Das Fachsimpeln machte hungrig und die Familie Jessen-Petersen versorgte ihre Besucher mit einem leckeren Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen.

Flensburg mit Rum-Tradition

Nachmittags fuhren die Limousinzüchter mit dem Bus weiter nach Flensburg und ließen sich von Stadtführern die schöne Altstadt zeigen. Sie erfuhren viel Interessantes über die wechselhafte Geschichte des traditionsreichen Küstenortes. Da Flensburg berühmt für seine hervorragende Rumproduktion ist, besichtigten die Teilnehmer die zwei renommiertesten Rumhäuser der Stadt: A.H. Johannsen GmbH & co KG und Wein- und Rumhaus Braasch oHG. Selbstverständlich gab es auch Kostproben des hochprozentigen Getränks.

Züchterabend mit Ehrungen

Auf dem Züchterabend im Landgasthof Tarp begrüßte Ute Lucanus die Gesellschaft und ehrte die Büttner Agrar GmbH aus Krombach, Thomas Henningsen aus Hürup-Weseby und Heike Zorn aus Berlin für ihre züchterischen Leistungen im Jahr 2023. Anschließend genossen die Teilnehmer einen fröhlichen Abend mit guten Gesprächen. planen

Auf der Mitgliederversammlung am nächsten Morgen berichtete Ute Lucanus, dass der Vorstand in Zusammenarbeit mit dem Beirat im nächsten Jahr Seminare rund um die Haltung, Zucht und Fleischvermarktung der Rasse Limousin plant. Auch ein Jungzüchtertreffen soll angeboten werden. Außerdem will man, ein aktuelles Faltblatt über die Rasse Limousin entwerfen. Die im nächsten Jahr anstehende Züchterfahrt – so wurde mit dem Beirat beschlossen – wird den Limousin-Salers-Congress (2.-5. Mai) in Belgien zum Ziel haben. Wie in diesem Jahr will der Verband auch auf Auktionen und Schauen mit dem BDL-Stand Präsenz zeigen.

Josefine von Hollen, die neue Geschäftsführerin, stellte die Haushaltspläne für das laufende und kommende Jahr vor. Fazit ist, dass der BDL mit dem aktuellen Haushalt keinen Spielraum hat, um die Ideen des Vorstandes und des Beirates umzusetzen. Die Mitgliederversammlung stimmte zu, im nächsten Jahr eine Beitragserhöhung vorzuschlagen. Auch der Name des Verbandes soll – auf Vorschlag des Beirates – geändert werden, so dass sich nicht nur die Züchter, sondern auch die Limousinhalter künftig im Verband wiederfinden.

Die Rinderzucht Schleswig-Holstein stellt sich vor

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung stellte Claus Henningsen von der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH eG), die Arbeit und Organisationsstruktur des Unternehmens vor. Die Genossenschaft hat 4.000 Mitglieder, gehört zur Phönix Group und arbeitet an vier Standorten im nördlichsten Bundesland Deutschlands. Die Säulen des Unternehmens sind der flächendeckende Besamungsservice, die Samenproduktion und der Samenvertrieb, die Durchführung von Zuchtprogrammen, die Führung der Herdbücher, die Zuchtvermarktung sowie die Komplettberatung rund ums Rind. Die Rasse Limousin gehört mit 520 Herdbuch-Kühen in 40 Zuchtbetrieben zur stärksten Fleischrinderrasse der Abteilung Fleischrinder der RSH eG.

Genetische Besonderheit „Gaumenspalte“

Clemens Braschos, Fachberater Fleischrind bei der Masterrind GmbH, hielt ein Referat über die genetische Besonderheit „Gaumenspalte“. In Frankreich ist diese Mutation schon seit vielen Jahren bekannt und führt homozygot – also reinerbig – zu einem offenen Gaumen, d.h. zu Problemen bei der Nahrungsaufnahme. Die Kälber verenden oder müssen eingeschläfert werden. Ziel ist es, die Zuchttiere, die diese genetische Besonderheit in sich tragen, für die Züchter sichtbar zu machen. Damit ist es dem Züchter möglich, Zuchtentscheidungen zu treffen, um homozygote Nachkommen zu vermeiden. Clemens Braschos machte deutlich: „Tiere, mit dem Genmerkmal in der eigenen Herde gezielt zu selektieren, ist nicht notwendig und verringert die genetische Vielfalt innerhalb der Population!“

Limousins von Thomas Henningsen

Zum Abschluss des Treffens wurde der Limousin-Zuchtbetrieb von Thomas Henningsen aus Hürup-Weseby besichtigt. Der junge Betriebsleiter bewirtschaftet 191 ha, davon 134 ha Ackerfläche und 54 ha Grünland. Henningsen hat sich zudem einer Ackerbaugemeinschaft angeschlossen, die insgesamt 300 ha unter dem Pflug hat und in Lohn noch weitere 260 ha bewirtschaftet. Der Stall mit 1.210 Mastschweinen, die auf der Hofstelle gehalten werden, ist verpachtet.

Henningsen hält über 50 Limousin-Herdbuchtiere und rechnet mit ca. 55 Abkalbungen im Jahr. Abkalbezeitraum plant er von September bis Dezember. Im Sommer bleiben die Fleischrinder auf den Weiden und im Winter werden die Tiere in einem großzügigen offenen Tiefstreustall gehalten, in dem sich auch Abkalbeboxen befinden. Der Jungviehstall wurde 2007 und der Mutterkuhstall 2010 gebaut. Der Landwirt legt bei seiner Zucht besonderen Wert auf gute Fundamente und eine überdurchschnittliche Fleischleistung. Die Mutterkühe sollen genügend Milch geben und gute Kalbeeigenschaften besitzen. Die Herde zeigte sich gegenüber den rund 70 Besuchern sehr ruhig und umgänglich.

Grund für die Gelassenheit ist sicherlich, dass der Züchter seine Tiere regelmäßig auf Schauen und Auktionen sehr erfolgreich vorstellt. Die Jungtiere und auch die Kühe konnten aus nächster Nähe begutachtet werden. Deckbullen nutzt und hält der Züchter gemeinsam mit der Zuchtgemeinschaft Bielfeldt-Henningsen-Rahn. Zurzeit setzt Henningsen auch den Bullen „Sandiego“ ein. Der fleischbetonte, gehörnte Bulle aus Dänemark ist zusätzlich im Besitz von Jürgen Carstens aus Wittbek.

Auch hier durften die Teilnehmer des Bundestreffens die Gastfreundlichkeit der Schleswig-Holsteiner genießen. Ein umfangreiches Kuchenbuffet mit kalten und warmen Getränken fand großen Anklang.

Auf dem Hof von Thomas Henningsen verabschiedete der Vorstand, Ute Lucanus, Dietmar Winter und Robert Frank, die Limousinzüchter und wünschte allen eine gute Heimfahrt sowie ein Wiedersehen zum Bundestreffen im nächsten Jahr in Baden-Württemberg.

Text: Josefine von Hollen, Geschäftsführerin BDL

Fotos: Claus Henningsen, RSHeG