Sommerliches Schaulaufen im Süden Schleswig-Holsteins

Bevor es beim großen Saisonfinale der Jungzüchter auf der Norla Anfang September um die Frage gehen sollte, wer der beste Jungzüchter in ganz Schleswig-Holstein ist, nutzten die Mitglieder der Jungzüchterclubs für die Kreise Steinburg und Pinneberg den sonnigen 11. August, um eine kleine, aber sehr feine Kreisjungzüchterschau mit rund 30 Teilnehmern auf die Beine zu stellen. Auf dem wunderschön gelegenen Morgenländer Hof der Familie Ahsbahs in Bokel, auf dem eigentlich eher die Holsteiner Pferde zu Hause sind, wurde es an diesem Sonntagmorgen nun farbenfroh, denn neben Schwarz- und Rotbunten waren auch einige Angler Jungrinder mit von der Partie.

Pünktlich um zehn Uhr eröffnete Sandra Jessen, Vorsitzende des Jungzüchterclubs Steinburg, Pinneberg und Wilstermarsch, die Schau und begrüßte neben den Teilnehmern und ihren Verwandten auch die zahlreichen Schaubesucher, sowie einige Gast-Teilnehmer aus dem Kreis Dithmarschen, die ebenfalls die Gelegenheit nutzen wollten, um vor der Landeschau noch eine Runde im Schauring zu drehen. Danach übergab sie das Mikrofon an Ellen Schramm aus Wanderup, die an diesem Tag das Richteramt übernommen hatte, und sich in ihrer gewohnt souveränen Art den Teilnehmern kurz vorstellte. Ellen betreibt gemeinsam mit ihren Eltern einen Milchviehbetrieb mit rund 160 Kühen in Wanderup im Kreis Schleswig-Flensburg und bestreitet zudem ein Masterstudium in Agrarmanagement an der Fachhochschule in Rendsburg. Sie selbst kann schon auf einige tolle Erfolge in ihrer eigenen Jungzüchterkarriere zurückblicken und kann sich daher nicht nur sehr gut in die aufgeregten Teilnehmer im Ring hineinversetzen, sondern weiß auch ganz genau worauf es ankommt.

Erste Erfahrungen im Schauring

Wie immer bildeten die beiden jungen Klassen den Auftakt der Schau, und es ist immer wieder schön zu beobachten, mit wie viel Enthusiasmus diese noch sehr jungen Teilnehmer bei der Sache sind, auch wenn die Eltern zum Teil noch ein wenig „Schützenhilfe“ leisten. Auch Ellen Schramm zeigte sich ganz begeistert über die Leistungen der Teilnehmer in der Klasse eins, die jüngste von ihnen gerade einmal drei Jahre alt: „Unser Nachwuchs dreht hier wirklich schon ganz fleißig und selbstständig seine Runden“ begann sie den Kommentar zu ihrer Rangierung. Klassensiegerin wurde hier Jana Scheel mit ihrer „Metaxa“-Tochter „Warschau“ von der Scheel KG in Barlt, die nicht nur ihr Kalb schon alleine durch den Ring manövrierte, sondern auch alle Fragen, die Ellen Schramm ihr zu ihrer „Warschau“ stellte, richtig beantworten konnte. Auf 1b lief dahinter die jüngste Teilnehmerin der Schau, Emma Marlene Bornholdt aus Osterhorn mit „Zarina“ von „Redhot“ von Florian Bornholdt, die zwar noch ein bisschen Hilfe benötigte, aber auch schon mit einer korrekten Halfterhaltung die Richterin überzeugen konnte. Den dritten Platz teilten sich Tade Reimers mit seinem Anglerkalb „Zumba“ von „Riga“ und Mia Drews mit der hornlosen „Ariba Red“-Tochter „Zola P“, beide aus dem Stall von Lars Reimers in Westerhorn. In der zweiten Klasse konnte Carina Scheel es ihrer kleinen Schwester gleichtun und sich mit einer ruhigen Vorführung, immer mit dem richtigen Abstand zum Tier an die Spitze des Feldes setzen. „Wunderbar“, der Name ihrer „Silvestre“-Tochter vom elterlichen Betrieb in Barlt, sollte also Programm sein. Mit einer ebenfalls ruhigen und kontinuierlichen Vorführleistung auf 1b lief Niklas Fels mit „Weeke“ von „Treasure“ aus dem Betrieb von Marco Fels in Kaaks. Auf 1c standen in dieser Klasse Leia Scheel mit „Westseeland“ von „Metaxa“ und Jette-Johanna Halft mit der „Ladykiller“-Tochter „Waldfee“.

Nun zogen die 1a- und 1b-Platzierten der beiden jungen Klassen zur ersten Siegerauswahl des Tages in den Ring und versuchten nochmals ihre gezeigten Leistungen zu verbessern. Gerade bei den Jüngsten nahm Ellen Schramm sich während der letzten Aufstellung viel Zeit, jedem einzelnen Teilnehmer nochmals Tipps für eine perfekte Vorführung zu geben. Die Teilnehmer der jungen Klassen, noch ganz am Beginn ihrer „Schaukarriere“, nahmen diese Hinweise dankbar an und warteten mit Spannung auf die Entscheidung über den Siegertitel. Der ging an Carina Scheel aus Barlt, die die Hinweise der Richterin aus ihrem Klassenauftritt zur Verbesserung der Halfterführung sofort umgesetzt hatte. Reservesiegerin wurde ihre Schwester Jana Scheel, also ein rundum erfolgreicher Ausflug für die Gäste aus Dithmarschen.

Zusammenhalt unter Jungzüchtern

Weiter im Programm ging es mit den mittleren Klassen der Jahrgänge 2007- 2010. Mit einer im Tempo sehr gleichmäßigen Vorführleistung bei perfekter Kopf- und Halfterhaltung konnte sich den Sieg in der Klasse drei Jooke Karl Backhaus mit seiner „AltaBGood“-Tochter „Whiskey“ von Olaf Maas aus Hohenlockstedt sichern, dicht gefolgt von Line Morawa, die vor allem durch ihren immer optimal gewählten Abstand zu ihrem Tier, „Wendi“ von „Masterful“ von Stefan Kruse aus Rellingen, bei Ellen Schramm punkten konnte. Den 1c-Rang der Klasse belegten gleich drei Teilnehmer, Johann Münster, Jette Kruse und Ida-Katharina Halft. Dass bei den Jungzüchtern echtes „Fair Play“ herrscht und jeder gerne dem anderen einmal aushilft bewies die Klasse vier, denn hier konnte „Whiskey“, in der Klasse zuvor schon einmal an der Spitze, dieses Mal mit Hobe Maaß am Halfter noch einen weiteren Klassensieg erringen. Hobe Maaß, der durch die beste Kopf- und Halfterhaltung der Klasse bestach, war sein Kalb leider kurzfristig ausgefallen, doch das war Dank Teamwork kein Problem. Immer konzentriert den Richter im Blick hatte auf dem 1b-Rang Henry Münster mit „Weba“, einer „Classic“-Tochter vom Hof Schierenböhm in Borstel-Hohenraden. Auf 1c kam in dieser Klasse Lene Kruse mit ihrer „Kensington“-Tochter „Wilmina“ von Stefan Kruse aus Rellingen.

Auch in der nun folgenden Siegerauswahl der mittleren Altersklassen zeigte sich, wie spontan sich die jungen Züchter schon auf ein neues Kalb einstellen können und wie gerne die anderen Teilnehmer im Notfall einmal „aus der Patsche“ helfen. Da „Whiskey“ sowohl in Klasse drei als auch vier das Kalb des Klassensiegers gewesen war, trat Joke Karl Backhaus in der Siegerrunde mit „Wunderbar“ an, die auch schon Carina Scheel zum Klassensieg verholfen hatte. Es dreht sich bei den Jungzüchtern zwar vieles um den Wettbewerb, doch der Zusammenhalt ist nicht minder groß. Die Siegerschärpe vergab Ellen Schramm nach einer spannenden Runde im Ring an Hobe Maaß, der seine sehr gute Leistung aus der Klasse wiederholen konnte, mit viel Ruhe und Gleichmaß sein Kalb durch den Ring zog und immer korrekt für die Richterin aufstellte. Reservesieger wurde Henry Münster, der abermals durch seine sehr gute Halfterführung bei der Richterin punkten konnte.

Profis im Ring

Die ältesten Jungzüchter der Schau hatten bereits bei einigen Veranstaltungen Ringerfahrung sammeln können und so konnte Ellen Schramm von diesen „alten Hasen“ alle Kniffe und Tricks des Vorführens abfragen. Oft entschieden nur kleine Nuancen bei der Aufstellung des Rindes oder der Kopf- und Halfterhaltung über den Sieg. Klasse fünf demonstrierte echte Frauenpower und die fünf jungen Damen kämpften bis zum Schluss um jeden Rang, wie Ellen Schramm in ihrem Kommentar zugeben musste. Den Klassensieg konnte sich Hannah Münster mit ihrer „Brekem“-Tochter „Wera“ vom Hof Schierenböhm in Bostel-Hohenraden durch viel Harmonie, korrekte Abstände zu Kalb und Ring und zügiges Aufstellen sichern. Ihr folgte auf 1b Marieke Fels mit der „Appeal“-Tochter „Wien“ von Marco Fels aus Kaaks, die vor allem durch perfekte Armhaltung und einen optimalen Abstand zu ihrem Rind punktete. Auf 1c schaffte es in dieser Klasse Deike Looft mit der „Fireman“-Tochter „Vicki“ von Sönke Looft aus Bekmünde. In der sechsten und letzten Klasse der Schau eiferten die ältesten Teilnehmer der Schau in einem ganz engen Rennen um die Spitze der Klasse. „Das Feld war hier sehr dicht beieinander, man merkt schon die Erfahrung der Teilnehmer, darum habe ich auch noch ein paar Mal öfter aufstellen lassen“ gab Ellen Schramm vor der Kommentierung des Klassensiegers preis. Lars Reimers „Valencia“ von „Mega Watt“ und Sandra Jessen, zugleich auch Vorsitzende des Jungzüchterclubs und somit an diesem Tag auch als Organisatorin aktiv, meisterten die Doppelbelastung locker. Vor allem das in allen Situationen korrekte Aufstellen, immer offen und optimal zur Richterin, brachten ihr die entscheidenden Pluspunkte vor Mirja Hollesen mit der „Eric“-Tochter „Viola“ von Olaf Maas aus Hohenlockstedt, die mit ihrer Leistung auf dem 1b-Platz der Klasse auch vollends überzeugen konnte. Auf dem 1c-Platz rangierte Emily Gallenkamp-Bork mit „Uschi PP“, die trotz des noch jungen Alters schon einmal einen großen Auftritt bei einer Rinderschau für die Kreise Steinburg und Pinneberg hatte. Bei „Kellinghusen bei Nacht 2018“ war die schicke rotbunte, hornlose „Revello P“-Tochter nämlich das Verlosungskalb und ging damals in den Besitz von Tade Reimers über, der zusammen mit seiner Großmutter das Siegeslos erstanden hatte. Schön, wenn ein Gewinn den neuen Besitzern so viel Freude bereiten kann.

Die alten Hasen mussten nun, als vorletzte Entscheidung des Tages, noch den Sieger der alten Klassen unter sich ausmachen, bevor es in Bokel traditionell an die Wahl des „besten Zweiten“ gehen sollte. Dieses System wählen die Jungzüchter in Steinburg und Pinneberg, um die Preise möglichst breit gefächert unter den Teilnehmern zu verteilen, denn so kommen neben den Klassen- und Alterssiegern auch die Zweitplatzierten nochmal zu ihrem großen Auftritt. Auch die Siegerauswahl der alten Klassen konnte Sandra Jessen nach einer weiteren, sehr professionellen Vorführung im Ring für sich entscheiden, vor der Zweitplatzierten der Klasse fünf, Marieke Fels, die sich in dieser Runde nochmals sehr steigern konnte und so Reservesiegerin wurde. Diesen Schwung aus der Siegerauswahl übertrug die Klassenzweite mit ihrer „Appeal“-Tochter „Wien“ von Marco Fels auch in die letzte Entscheidung des Tages. Mit einer souverän durchgezogenen Runde unter den sechs Zweitplatzierten aus den einzelnen Klassen wurde Marieke Fels abschließend die „beste Zweite“ dieses sonnigen Tages in Bokel.

Die Jungzüchter des Jungzüchterclubs der Kreise Steinburg und Pinneberg bedanken sich ganz herzlich bei den großzügigen Sponsoren für die tollen Ehrenpreise, bei der Familie Ahsbahs für die Bereitstellung der Reithalle und des technischen Equipments und bei allen Helfern für den fleißigen Einsatz hinter den Kulissen. Nun ist es nicht mehr lange hin, bis der Jahreskalender der Jungzüchter sich mit der Landesjungzüchterschau am 07. September auf der Norla im Rahmen der Landestierschau seinem Höhepunkt nähert, und die Jungzüchter wie auch die Mitarbeiter der RSH freuen sich schon jetzt auf die rund 80 Teilnehmer und zahlreichen Zuschauer.

Text und Fotos: Melanie Gockel, RSH eG