Schleswig-Holsteiner Kuh mit sensationellen Inhaltsstoffen an der Spitze in Europa

Bereits im Februar 2017 hatte die Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) den Betrieb der Familie Sievers in Beidenfleth, am westlichen Ufer der Stör in der Wilstermarsch gelegen, besucht, um dort eine ganz besondere Dame im Stall zu ehren. Am 07. November 2001 erblickte dort die rotbunte „Stadel“-Tochter „Diggy“ das Licht der Welt, und schon bei diesem Termin, Anfang 2017, hatte sie mit 15 Jahren ihre zehnte Laktation mit 16.537 Mkg und 5,66% Fett und 4,10% Eiweiß abgeschlossen. Damit lag sie bezüglich ihrer Jahresleistung deutschlandweit an der Spitze der Red Holsteins, und mit ihren damals 1.614 kg Fett und Eiweiß im Kontrolljahr erbrachte sie unter allen Rassen (Schwarz- und Rotbunt) die absolute Spitzenleistung in der Kategorie Milchinhaltsstoffe. Doch „Diggy“ sollte sich mit diesen fantastischen Zahlen noch lange nicht in den sicherlich verdienten Ruhestand verabschieden.

Heute, im Herbst 2019, präsentiert sich die rüstige Dame, die im November nun ihren 18. Geburtstag feiert, immer noch in absoluter Topform. Und auch an ihrer enormen Leistung bei allerhöchsten Inhaltsstoffen hat sich weiterhin nicht viel geändert: Mittlerweile hat „Diggy“ nicht nur 194.223 Mkg „auf dem Zettel stehen“, sondern immer noch fantastische 5,57 % Fett & 4,08 % Eiweiß. Durch diese über die Jahre hinweg hohen Werte für die Milchinhaltsstoffe kommt Sie insgesamt auf sagenhafte 16.778 kg Fett & Eiweiß. Unter den hochleistenden Kühen kennt man die Klasse der sogenannten „Zehntonner“, Kühe die mehr als 10.000 kg Fett & Eiweiß produziert haben, doch die Leistung der „Stadel“-Tochter von Frank Sievers ist hier europaweit mit ihren nun fast 17 Tonnen absolut einmalig!

Holpriger Start ins Milchkuhleben

Doch nicht immer lief bei der schicken Rotbunten alles so am Schnürchen wie die letzten Jahre. Gerd Sievers, der Vater des heutigen Betriebsleiters Frank Sievers, wusste aus „Diggys“ Jugendzeiten Abenteuerliches zu berichten: „Diggy hatte keinen leichten Start und bekam gleich mit der ersten Kalbung Zwillinge, zwei Kuhkälber. Ob das was wird, dachten wir uns damals. Zudem war sie auch beim Melken eine echte Diva und hat es uns anfangs wirklich nicht leichtgemacht.“ Aber Familie Sievers hatte Geduld mit der eigenwilligen „Spätzünderin“, und wie so oft im Leben sollte sich ein wenig Beharrlichkeit am Ende in vielerlei Hinsicht auszahlen.

Denn „Diggy“ war nicht nur leistungsbereit, sondern hatte auch „Laufstegqualitäten“. Als Färse, sowie auch als vierkalbige Kuh trug sie bei „Kellinghusen bei Nacht“, der großen Kreisrinderschau der Kreise Steinburg und Pinneberg, für Familie Sievers eine Siegerschärpe aus dem Ring. Den größten Erfolg allerdings konnte die immer schon sehr euterstarke Rotbunte in ihrer sechsten Laktation feiern. Hier gewann sie 2010 auf der großen Landesschau „Neumünster am Abend“ in den Holstenhallen in schon fast gewohnter Manier den Siegertitel der alten rotbunten Kühe. In dieser sechsten Laktation wurde sie dann auch mit 91-89-88-93/91 Punkten als „exzellent“ eingestuft. Ein lebender Beweis dafür, dass Kühe mit hervorragendem Exterieur und optimalem Euter durchaus problemlose Produktionskühe sind, denn neben ihrer enormen Leistung hat „Diggy“ mittlerweile auch dreizehn Kälber in elf Kalbungen zur Welt gebracht. Zweimal gleich, als Färse und bei der fünften Kalbung, gab es Zwillinge. „Das sie immer wieder tragend geworden ist, das ist auch mitunter ein Verdienst von Gerd Rheder, unserem Tierzuchttechniker von der RSH“ ergänzt Frank Sievers dankbar.

Langlebigkeit und hohe Leistung sind kein Widerspruch

Nicht nur „Diggy“, sondern auch viele weitere alte und hochleistende Kühe in unserem Bundesland geben den lebenden Beweis dafür, dass eine hohe Milchleistung nicht automatisch Gesundheit und Langlebigkeit der Milchkuh ausschließt. Auch wenn dies durch die Medien immer wieder so in den öffentlichen Diskurs gestellt wird, gibt es in Schleswig-Holstein viele Betriebe, die mit ihren Tieren Gegenteiliges beweisen. Denn vor allem gutes betriebliches Management legt den Grundstein für ein langes und zugleich leistungsstarkes Leben als Milchkuh. Erst im September gewann der Betrieb von Familie Wehde aus Steinrade den „Ehrenpreis für innovative Ansätze in der Tierhaltung“. Auf diesem Betrieb stehen im aktuellen Bestand alleine elf Kühe, die schon die 100.000 Mkg Lebensleistung erfüllt haben und sicher weiterhin bester Gesundheit erfreuen. Ein weiteres tolles Beispiel für Tierwohl und Langlebigkeit auf den Betrieben in Schleswig-Holstein. Solche Leistungen unserer Mitgliedsbetriebe erfreuen die RSH immer wieder ganz besonders. Daher gratulieren wir der ganzen Familie Sievers auch nochmals recht herzlich zu ihrer Ausnahmekuh und wünschen „Diggy“ weiterhin schöne Jahre auf dem Betrieb in Beidenfleth.

Text: Melanie Gockel, RSH eG

Bilder: Claus-Peter Tordsen, RSH eG und Alex Arkink