Gut selektiertes Angebot sorgt für Stimmung und beschwingte Preise

Nach einem durch die Pandemie geprägten schwierigen Jahr für die Zuchtviehauktionen der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) in den Holstenhallen Neumünster konnte mit der Auktion am 11. November erstmals wieder eine Auktion vor vollen Rängen als Abendveranstaltung stattfinden. Dank der 3G-Regelung konnte die Personenbegrenzung für die Auktionshalle aufgehoben werden, was von den zahlreich angereisten Gästen zur Freude der RSH sehr gut angenommen wurde. Das zu erwartende große Interesse an dieser Abendveranstaltung motivierte auch die Beschicker, sehr gut selektierte und herausgebrachte Tiere im Ring vorzustellen, was die Käufer durch flotte Gebote und am Ende auch sehr gute Zuschlagspreise honorierten.

Aufgewertet wurde das Angebot zudem durch eine hochwertige Kreiskollektion des Kreisvereins der Holsteinzüchter des bekanntermaßen viehstarken Kreises Nordfriesland aus insgesamt 16 Tieren und einer Betriebskollektion des Milchhofs Broosch aus dem ostholsteinischen Techau, das aus acht sehr gut herausgebrachten Färsen zusammengestellt worden war. Einen besonderen Farbanstrich verliehen einige Färsen, Jungtiere und Kälber der Rassen Jersey und Braunvieh dem Abend, die nicht nur direkt im Auktionssaal, sondern auch unter den Onlinebietern große Begehrlichkeiten weckten. Erstmals bot die RSH den Kunden über die Plattform FarmersBid auch online eine Möglichkeit auf die Tiere zu bieten, wenn sie nicht persönlich in Neumünster anwesend sein konnten. So wurden, bis auf einige wenige Bullen, alle Tiere an diesem Abend zügig und zu sehr guten Preisen zugeschlagen, was bei den Holstein-Färsen zu einem Durchschnittspreis von 1.790 Euro führte.

Jakobi-Tochter erzielt Spitzenpreis

Die aufgetriebenen vier rotbunten Bullen wurden alle gekört, doch die Käufer boten nur sehr selektiv auf zwei der vier Bullen, die dann im Durchschnitt für 1.650 Euro zugeschlagen werden konnten. Der teuerste Bulle war mit einem Preis von 1.700 Euro die Katalognummer (Nr.) 4, der heterozygot hornlose „Adello P“, ein quelliger, sehr korrekter „Gold PP“-Sohn aus der Zucht von Klaus-Jürgen Wichmann in Haby. Die Grenze von 2.000 Euro als Zuschlagspreis konnte die teuerste Färse der Rotbunt-Abteilung nach einem spannenden Bieterduell knacken. Mit der Nr.79 überzeugte „Zora“, eine Tochter des RSH-Vererbers „Jakobi“, durch solide Fundamente und genomische Zuchtwerte, hohen Spitzenleistungen auf der Mutterseite und der begehrten Beta-Kasein Variante A2A2, die in der Milch für verbesserte Käsereieigenschaften bekannt ist. Als Teil der Betriebskollektion des Kreisvereins Nordfriesland wurde „Zora“ ausgestellt vom Betrieb Knudsen Hunnebüll in Stedesand. Durchschnittlich erlösten die rotbunten Färsen 1.762 Euro.

Der späte Abend bringt schwarzbunte Preisspitze

Von den elf zur Körung vorgestellten Schwarzbuntbullen erhielten zehn mit dem positiven Körurteil eine Zuchtzulassung. Auch hier boten die Käufer sehr selektiv. Teuerster Bulle war mit der Nr. 13 „KAX Albedo“, ein „Freemax“-Sohn aus der bekannten Zuchtstätte der Rinderzucht Kaack in Mözen. Seine Mutter „KAX Darioll“ hat mit dem Bullen „Pradom“ auch einen Sohn auf der Besamungsstation der RSH in Schönböken. Das Paket aus durchweg soliden genomischen Zuchtwerten in Kombination mit sehr hohen Leistungen auf der Mutterseite von über 15.000 kg Milch in der Spitze war dem neuen Besitzer 1.700 Euro wert. Die beiden angebotenen Sonderkollektionen, die im Großteil mit sehr gut selektierten schwarzbunten Färsen besetzt waren, wurden zügig und zu guten Preisen zugeschlagen. Der Betrieb Hansen aus Löwenstedt in Nordfriesland, geführt von Reinhard Hansen, dem Vorsitzenden des Kreisvereins, konnte gleich zweimal hintereinander einen Zuschlagspreis über 2.000 Euro erzielen. Für den weiblichen Topseller des Abends wurde es allerdings spät. Erst mit der Nr. 119 kam eine „Chassy“-Tochter von Thorsten Ahrens in Grömitz in den Ring. Die sehr große, lange Färse präsentierte sich im Ring sehr leistungsbereit und weckte somit die Begehrlichkeiten. Am Ende fiel hier der Hammer von Auktionator Claus-Peter Tordsen bei 2.750 Euro für einen bekannten Züchterstall aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde, der neben der Preisspitze an diesem Abend noch mehrere Tiere ersteigern konnte.

Viel „Farbe“ im Ring

Neben der Rasseabteilung der Angler, die fast bei jeder Zuchtviehauktion in den Holstenhallen das Auktionsangebot aufwerten, waren auch einige Jerseys und Brown Swiss bei der Abendauktion mit von der Partie. Die teuerste der beiden Angler-Färsen war mit 1.450 Euro eine Tochter des genomischen RSH-Anglervererbers „Twix“ von Claus-Heinrich Jakobsen in Hohenlieth, der mit seinen Angler-Kühen auch stets in den Siegerlisten bei Neumünster am Abend zu finden ist. Das aus dem gleichen Betrieb stammende Angler-Jungrind im Angebot wurde für 900 Euro an einen Online-Bieter zugeschlagen, 450 Euro erlöste das Angler-Kalb von Marco Voß aus Arpsdorf. Schlag auf Schlag steigerten sich die Gebote bei den Kälbern und Jungrindern der Rassen Brown Swiss und Jersey. Über den Spitzenpreis von 1.450 Euro freute sich hier Züchterin Elisabeth Weiland von der Insel Fehmarn für ihr Jersey-Jungrind „BS Ananas“ vom Hornlos-Bullen „Cubswin PP“. Das teuerste Kalb kam mit der „Aral“-Tochter „Biene“ aus dem Stall von Jürgen Melchertsen in Steinberg. Hier fiel der Hammer bei 500 Euro. Die Familie Melchertsen, eigentlich eingesessene Angler-Züchter, konnte sich an diesem Abend gleich zweimal über ihre kleine Braunviehzucht freuen, denn auch „Bienes“ Mutter „Zensi“ war Teil des Auktionsauftriebs und wechselte den Besitzer für sehr gute 2.100 Euro.

Die RSH ist hocherfreut über den gelungenen Abend, der getragen wurde von dem großen Engagement der Züchter, die das Auktionsangebot mit gut selektierten, sehr gut herausgebrachten Tieren bestückt haben, aber auch durch die zahlreichen Zuschauer, die sehr gute Stimmung in die Halle brachten. Ein Zeichen, dass Veranstaltungen wie diese, nun unter 3G-Regelungen wieder möglich, von den Züchtern und Fans der schleswig-holsteinischen Milchviehzucht durchaus sehr vermisst wurden. Die letzte Zuchtviehauktion des Jahres 2021 für schwarz- und rotbunte Bullen sowie weibliche Tiere – nur BHV1-freie Tiere mit amtlicher Bescheinigung – am Donnerstag, den 09. Dezember 2021 ab 09.30 Uhr in den Holstenhallen Neumünster statt, bevor dann nach einer kurzen Weihnachtspause am 27. Januar 2022 die Schau „Neumünster am Abend“ in den Holstenhallen startet.

Text und Bilder: Melanie Gockel, RSH eG