Auch 2021 schreibt der Online-Sale Erfolgsgeschichte

Als im letzten Jahr das 25. Jubiläum des European Classics Sunrise Sale wegen der gerade ausgebrochenen Corona-Pandemie erstmalig als reiner Online-Sale stattfinden musste, waren sich alle Beteiligten sicher, das Jubiläum im nächsten Jahr nachholen zu können. Doch es sollte 2021 anders kommen: Auch die 26. Auflage des Top-Genetik Sales wurde aufgrund der Pandemie als reiner Online-Sale aus dem Studio von Live-Sales im westfälischen Wettringen unter der Regie der Holstein Forum GmbH, der RinderAllianz GmbH und der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH) durchgeführt. Alle Beteiligten konnten im vergangenen Jahr wertvolle Erfahrungen mit Online-Veranstaltungen sammeln und die Technik weiterentwickeln. Nachdem die recht kurzfristig geplante Feuerprobe im letzten Jahr mit sehr guten Ergebnissen über die Bühne gebracht werden konnte, lief auch in diesem Jahr die Versteigerung der insgesamt 43 Tiere reibungslos.

Durch den Abend vor den Bildschirmen führten der seit Jahren zum Team des Sunrise Sale gehörende Ingo Schnoor, Sire-Analyst bei der RSH, der als Pedigree-Reader den Kaufinteressenten nochmals alle wichtigen Fakten zu den einzelnen Offerten präsentierte, und als Auktionator erstmalig Claus-Peter Tordsen. Der Zuchtexperte für das Angler-Rind im Hause der RSH hatte mittlerweile auf vielen Auktionsplätzen in Deutschland Erfahrungen sammeln können, und ersetzte den langjährigen Auktionator Andreas Aebi, der als frisch gewählter Präsident des Schweizer Nationalrates zeitlich vollumfänglich in die Lenkung der politischen Geschicke seines Heimatlandes eingebunden ist. Durch die einfache Erreichbarkeit des Online-Sales konnten auch in diesem Jahr wieder Bieter aus dem gesamten europäischen Ausland an die Rechner gelockt werden, unter anderem aus Belgien, Italien, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz. Diese große Bandbreite der Kaufinteressenten sorgte auch in diesem Jahr für einen spitzen Durchschnittspreis von 8.206 €.

Best Benz liefert zwei Topseller

Auch 2021 war der Auktionskatalog gespickt mit Jungrindern mit genomischen Spitzenzuchtwerten, in deren Background zudem die international renommiertesten Kuhfamilien zu finden waren. Kein Wunder also, dass sich einige Tiere bei spannenden Bieterduellen, in denen die Gebote dank modernster Technik Sekunde um Sekunde höher schnellten, zu echten „Topsellern“ entwickelten. Allen voran stand ihnen die Katalognummer (Nr.) 40, die relativ zum Ende des Sales die virtuelle Bühne betrat: „AK Best Lady“ vom Betrieb Alberts-Krap im mecklenburgischen Lalendorf, unweit des eigentlichen Sunrise Sale-Veranstaltungsortes Karow, lockte die Käufer vor allem mit ihren extrem hohen genomischen Zuchtwerten aus der Reserve. Mit einem RZG von 171 und einem RZ€ von 3.212 ist sie die zweithöchste „Best Benz“-Tochter weltweit. Die aus der neuen, sehr solide züchtenden „Eastview Mtoto Mia Lady EX90“- Familie stammende Mutter „Clara“ wurde 2019 ebenfalls über den Sunrise Sale versteigert, hat im Februar gekalbt und überzeugt mit Spitzenleistung. Tochter „AK Best Lady“ bringt auch überragende Zuchtwerte für Nutzungsdauer, Gesundheitsmerkmale und Kälberfitness mit: „Hier gibt es keine Spekulationen- hier ist der Erfolg ist garantiert“ fasste Ingo Schnoor seine Informationen zu diesem Ausnahmerind zusammen. Das sahen etliche Interessenten ebenso und nach einem spannenden Bieterduell zweier Zuchtunternehmen wurde „AK Best Lady“ am Ende für 33.600 Euro nach Niedersachen zugeschlagen.

Ebenfalls die 30.000 Euro-Schallgrenze knackte zum Auftakt der Auktion die Nr. 3, „PrismaGen No Doubt“, denn auch sie ließ mit ihren Zuchtwerten keine Zweifel offen: Wie auch die Nr. 40 ist sie ebenfalls eine Tochter des „Best Benz“ und spielt mit ihrem RZG von 171 in der „Champions-League“ der Holsteinzucht. Dies kombiniert sie mit hoher Nutzungsdauer bei leichten Geburten, vitalen Kälbern, guter Melkbarkeit und den gewünschten längeren Strichen bei bester Strichplatzierung. Auch ihre Ahnen sind wahrlich keine Unbekannten: Sie ist eine Enkelin der „PrismaGen No Secret“, die zusammen mit ihrer Mutter, der „Mega-Bullenmutter“ „Sandy-Valley No Problem“, die die Bullen „Greatboy“, „Stallone“ und „Superjet“ lieferte, wohl eine der momentan einflussreichsten Kühe in der deutschen Holsteinzucht darstellt. Kein Wunder, gehen diese beiden zurück auf die überragende Stammkuh „Wesswood Rudy Missy EX92“. „Sie hat schlichtweg alles, um erfolgreich züchten zu können“ attestierte Ingo Schnoor, das war den neuen Besitzern aus Mecklenburg am Ende 30.100 Euro wert.

Ein Schleswig-Holsteiner Züchter sorgte für den dritten Spitzenpreis des Abends. Dirk Huhne, der neben seinem Stammbetrieb in Kasseedorf mit dem Gut Parchim auch einen Standort in Mecklenburg betreibt, brachte mit der Nr.8 eine heterozygot hornlose Tochter des exterieurstarken „Hotspot P“-Sohnes „Hulk P“, der mittlerweile auch ein beliebter Bullenvater ist. Mit „Sunshine P“ ging für die Züchter die Sonne auf: Die höchste hornlose „Hulk P“-Tochter liefert mit RZG 160, positiven Inhaltsstoffen, Töchterfruchtbarkeit, besten Gesundheitszuchtwerten und Beta-Casein A2/A2 in allen Belangen überzeugende Zahlen. Ihre Familie hat Tradition auf dem Sunrise Sale und ist züchterisch super eingeschlagen: Großmutter „Sister Sunrise“ von „Kerrigan“ wurde 2017 für 16.000 Euro in Karow zugeschlagen und lieferte mittlerweile „Bootsmann“ von „Benz“ bei der RSH und „Lennet“ von „Lightstar“ bei der RinderAllianz. „Penley“-Tochter „Sunrise“ war ein Jahr zuvor mit 36.000 Euro Topseller und ist die Mutter von „Garido“,„Jackson“ und einer „Jameson“-Tochter, die auch schon einen „Best Benz“-Sohn mit 167 RZG bei der RSH auf der Station stehen hat. Dahinter steht die Kuhfamilie von „Beacon Sambuca“ und „Tidy-Brook Elton Steph VG88, die das solide Fundament für diesen Erfolg lieferte. Das gewaltige Potential dieses Jungrindes für die Hornloszucht wusste sich ein Käufer aus den Niederlanden für 20.000 Euro zu sichern.

Gute Preise für Schleswig-Holsteiner Jungrinder

Gleich sechs weitere hochinteressante Jungrinder Schleswig-Holsteinischer Züchter bereicherten das Auktionslot und wurden an diesem Abend zugeschlagen. Aus dem ostholsteinischen Schaßhagen stammt die von Detlef Bähnke gezogene „Rafinha“-Tochter „Tinkerbell“ mit der Nr. 18, die mit ihrem RZG von 160 zu den Top 5 „Rafinha“-Töchtern zählt und mit Spitzenwerten für Klauengesundheit (115) und DDControl (120) mehr als „gut zu Fuß“ unterwegs ist. Auch mit tadelloser Eutervererbung bei längeren Strichen und einer optimalen Beckenlage kann sie punkten. Über die weitere Väterfolge mit „Yoyo“ und „Beatstick“ liefert sie ein nicht alltägliches Pedigree, das aber im schnelllebigen Genomic-Zeitalter immer wichtiger wird. „Tinkerbell“ stammt aus der Familie der „New-Farm RUW O-Man Qualitiy“, deren Enkelin „BUT Beacon Queen“ vielfache Bullenmutter ist und deren Tochter „NH Massey Queengirl“ wiederum für 67.000 Euro auf dem Eurogenes Summer Sale 2013 verkauft wurde. Zugeschlagen wurde „Tinkerbell“ für 4.100 Euro und verbleibt weiterhin in ihrer Heimat Schleswig-Holstein.

Der Hof am Sylvert in Witsum auf Föhr, für den das Präfix „HaS“ steht, und die Familie von Besitzer Olaf Rörden sind bereits seit vielen Jahren aktive Wegbegleiter des Sunrise Sale. In diesem Jahr bereicherte er das Angebot mit der Nr. 19, „HaS White Copy“, aus der Familie der ebenfalls in seinem Stall beheimateten „OH White Model VG86“, selbst zuvor mit 30.000 Euro Topseller auf der Top-Genetik-Auktion der OHG im Jahr 2015. Eine kluge Investition, denn sie brachte nicht nur über Generationen sehr gute Spülergebnisse, sondern neben „Lemon“ und „Border“ bei der RSH auch „Lightstar“, der über seine Söhne großen Einfluss auf die Holsteinzucht nimmt. Die exterieurstarke „Copyright“-Tochter „HaS White Copy“ kombiniert hohe Inhaltsstoffe mit besten Gesundheitszuchtwerten rechnet hochinteressant, auch in weiteren internationalen Zuchtwertsystemen: Neben einem RZE von 139, dabei 142 für Euter, bringt sie + 2,50 PTAT (USA), über 2800 GTPI (USA), über 3600 GLPI (Kanada) und über 210 ISU (Frankreich). „HaS White Copy“ ist quasi überall zu Hause, und das wurde von einem Bieter aus Frankreich mit einem Zuschlagspreis von 10. 600 Euro gewürdigt.

Aus dem nicht weniger bekannten Züchterstall der Familie Kaack aus Mözen stammt die hornlose „KAX Narzisse P“ mit der Nr. 35. Ihr Hornlos-Pedigree birgt viele interessante Möglichkeiten: Die Familie der „Tir-An O-Man Neblina VG87“, der die „Simon P“-Tochter entstammt, ist bekannt für hohe Fruchtbarkeit und robuste, leistungsstarke Nachkommen. Aus dieser Familie stammen unter anderem die Bullen „Lobach“, „Minelli“, „Wonderful“, „Garcian“ und „Baldus“. Mutter „KAX Nektar“ hat im Februar gekalbt und überzeugt mit einem Spitzeneuter. „KAX Narzisse P“ liefert ein Paket aus Leistung bei positiven Eiweißprozenten, guter Fruchtbarkeit und Gesundheit. Durch ihr stimmiges Linearprofil macht sie den Züchtern die Anpaarungsentscheidung leicht. Noch während Ingo Schnoor den Bietern diese Vorteile vorstellte, stiegen die Gebote flott. Am Ende fiel der Hammer bei 6.900 Euro, und „KAX Narzisse P“ bleibt bei einem Züchter aus dem Land zwischen den Meeren.

Ein weiteres Jungrind aus dem Stall von Detlef Bähnke in Schaßhagen folgte mit der Nr. 36 direkt auf dem Fuß: Die ebenfalls heterozygot hornlose „Pisa P“ ist auch eine Tochter des Hornlos-Vererbers „Simon P“ und ein echter Leckerbissen für alle Fans der Hornloszucht. Sie stammt aus der Familie von niemand geringerer als „Golden-Oaks Perk Rae-Red EX90“ , und gerade ihr Zweig dieser Familie hat mit den Bullen „Esperado P“, „Merian PP“, „Mazio PP“, Lex PP“ großen Einfluss auf die Hornloszucht ausgeübt. Auch die beiden hohen „Simon P“-Söhne aus dieser Familie, „Sancos PP“ und „Silber PP“ sind ein handfester Beweis, dass es sich beim Pedigree von „Pisa P“ um eine Spitzenanpaarung handelt. Sie selbst kann mit genetischer Merkmalskombination der Extraklasse glänzen: Hornlos, Rotfaktor, Beta-Kasein A2/A2 und Kappa-Kasein BB. Dazu bringt sie beste Milchleistung, Gesundheit, lange Nutzungsdauer und Leichtkalbigkeit für ihren neuen Besitzer. Dieses vielversprechende Gesamtpaket brachte am Ende 7.500 Euro, und „Pisa P“ bezieht ihren neuen Stall in Nordrhein-Westfalen.

Rotbunt ging es weiter für die Auktionstiere in den Schleswig-Holsteiner Farben, denn mit der Nr. 39 kam die Tochter des beliebten Schauvererbers „Altitude Red“, „Sofia Red“ von Bernd Ellerbrock aus Westerau, unter den Hammer von Auktionator Claus-Peter Tordsen. Sie ist eine Enkeltochter von „Blondin Redman Seime EX97“, Grand Champion Rotbunt auf der World Dairy Expo 2010 und 2012 in den USA und der Royal Winter Fair 2010, 2011 und 2012 in Kanada. Ein echter Schau-Gigant. Ihre Mutter, „Milksource Shania Red EX92“, blickt auf neun Generationen „very good“ und „excellent“ bewertete Vorfahren zurück ist die Mutter des deutschen Exterieurvererebers „Avatar Red“. Ihre Verwandtschaft lässt also das geballte Schaupotential der absolut korrekten „Sofia Red“ schon erahnen, und das war einem Schauenthusiasten aus dem Gebiet der Rinderunion West am Ende 6.300 Euro wert.

Den Abschluss aus Schleswig-Holsteiner Sicht machte ein Tier aus ebenfalls allerbester „Kinderstube“. „SH Bellroy Jumper“ stammt vom Betrieb von Heiko und Christine Wendell-Andresen in Beringstedt, die momentan mit Gigabyte, Guitar und Gigaliner absolute Topseller auf den Besamungsstationen gezüchtet haben. „SH Bellroy Jumper“ ist die einzige Tochter der „SH Cameron Jackpot VG85“, der Mutter der Vollbrüder „Guitar“ und „Gigaliner“, die nicht nur züchtet, sondern sich auch als sehr feinzellige, hochleistende Färse mit einem super Hintereuter im Stall präsentiert. „SH Bellroy Jumper“ selbst ist eine der höchsten „Bellroy“-Töchter nach RZG und ein echtes genomisches Kraftwerk: Milchleistung, sichere Inhaltsstoffe, beste Kalbeeigenschaften, Funktionalität und top Exterieur aus der Kuhfamilie der „GBM Val Blackstar Jean EX94“, die davor noch weitere fünf Generationen exzellenter Kühe vorweisen kann. Für 9.000 Euro fiel an diesem Abend der Hammer und erteilte den Zuschlag an einen Bieter aus der Schweiz, der die Gelegenheit nutzte, sich in diese aufstrebende Kuhfamilie einzukaufen.

Gelungenes Event trotz Beschränkungen

Trotz der weiter geltenden Einschränkungen aufgrund der Pandemie blicken die Veranstalter Holstein Forum, RinderAllianz und RSH auf einen mehr als gelungenen Abend zurück. Dank der modernen Technik ist man in der Lage, einen Sale mit absoluter Top-Genetik für alle interessierten Züchter leicht zugänglich zu machen und ihn auch mit den geltenden Kontaktbeschränkungen sicher durchführen zu können. Insgesamt konnten so zehn Tiere über die deutschen Landesgrenzen hinaus ins Ausland verkauft werden. Natürlich wünschen sich nicht nur die Veranstalter, sondern auch Verkäufer und Kunden wieder den persönlichen Kontakt, die Gespräche und das kribbelnde Gefühl, live vor Ort die Stimmung in der Halle auf sich wirken lassen zu können.

Ein großer Dank gilt allen Züchtern, die ihre exklusiven Tiere für dieses Auktionslot zur Verfügung gestellt und großes Vertrauen in das Verkaufsteam gesetzt haben. Großer Dank gilt zudem den fleißigen Händen hinter den Kulissen, die das technische Gelingen dieser Veranstaltung ermöglicht haben und natürlich auch den Käufern, die diese hohe Qualität der angebotenen Tiere auch ohne die persönliche Begutachtung monetär zu würdigen wussten. Wir blicken optimistisch in die Zukunft, zum 27. Sunrise Sale im Jahr 2022 und hoffen, dann endlich alle Besucher wieder an einem vollbesetzten Auktionsring in Karow mit vielen guten Geschäften, wieder besiegelt mit einem festen Händedruck und einem gemeinsamen Getränk an der Bar in Empfang nehmen zu können!

Text: Melanie Gockel, RSH eG