Premiere der „German Dairy Show“ präsentiert die schönsten deutschen Milchrinder

Während hoch „Ulla“ Deutschland gewaltig ins Schwitzen brachte, ging es auch für die deutschen Milchviehrassen und Ihre Züchter in Oldenburg richtig heiß her. Die erste „German Dairy Show“ des neu fusionierten Bundesverbandes Rind und Schwein e.V. (BRS) wartete in diesem Jahr vom 26.-27.06. mit einem vollkommen neuen Show-Konzept auf. Um das hohe Niveau der vielfältigen deutschen Rinderzucht noch besser abbilden können, hatte man neben den aus der Deutschen Holstein Schau (DHV-Schau), dem Vorgänger dieser Veranstaltung, bekannten Holsteins und Red Holsteins das Kontingent nun um die Rassen Jersey, Braunvieh, Fleckvieh und Rotvieh erweitert. So wurde den Besuchern ein buntes Bild in den Stallungen der Schaukühe und im Ring der EWE-Arena geboten. Am Mittwoch, dem ersten Schautag, begann das Programm mit dem Vorführwettbewerb der Jungzüchter, gefolgt von den Wettbewerben um die Rassechampion-Titel der neu hinzugekommenen Rassen. Den Abend im Ring abschließen sollten die Färsenklassen der schwarz- und rotbunten Holsteins, bevor es beim „Abend der Nachzuchten“ bei Bier und leckerem Essen noch das eine oder andere Fachgespräch über die ausgestellten Tiere geben sollte. Der neu gestaltete Donnerstag stand dann ganz im Zeichen der Deutschen Holsteins, die neben ihren „Grand Champions“ in diesem Jahr gemeinsam mit den Rassechampions des Mittwochabends auch einen „Supreme Champion“ über alle Rassen zu küren hatten.

Aus Schleswig-Holstein waren nach strenger Vorauswahl neben den 15 Holstein-Schaukühen auch elf Angler-Schaukühe sowie eine Nachzuchtgruppe des RSH-Vererbers „Sakajo“ qualifiziert für diese erste gemeinsame Bundesschau der Milchrinder. Während sich die Holsteins wie in den vergangenen Jahren im Trainingslager am Bungsberg bei Dirk Huhne in Kasseedorf auf ihren großen Auftritt einstimmten, trainierten die Anglerdamen gemeinsam mit der Nachzuchtgruppe in der Angelnhalle in Süderbrarup. Zusammen mit dem Schleswig-Holsteiner Jungzüchterteam bestehend aus Synje Becker, Sven Schramm, Rieke Eggers und Christian Vöge machten sich am Montagmorgen alle Tiere von ihren Trainingsstätten auf den Weg nach Oldenburg.

Auftakt mit dem Züchternachwuchs

Die „jungen Wilden“ eröffneten mit dem Clipping-Wettbewerb und der Auswahl des besten Vorführers in den Klassen „jung“ (16-20 Jahre) und „alt“ (21-25 Jahre) die Veranstaltung. Im Clipping-Wettbewerb zeigten für die RSH Rieke Eggers und Christian Vöge ihr Können an Kamm und Schermaschine. Es galt innerhalb von zwei Stunden die eigenen Schautiere für den Vorführwettbewerb zu scheren und mit einer Top- und Bottomline zu versehen, so dass die Stärken im Exterieur des Tieres später im Ring optimal zur Geltung kommen können, kleine Schwächen für das Auge des Richters aber kaschiert werden. In einem sehr starken Starterfeld schlugen sich die zwei vor den Augen des Schweizer Richters Oliver Buchs sehr beachtlich. Im Vorführwettbewerb hatte vor allem Synje Becker aus Bredenbek bei ihrem ersten Start auf Bundesebene gleich „die richtigen Hosen“ im Gepäck. Durch ihre motivierte Vorstellung mit der „Arino Red“-Tochter „Merci“ von Heiner Staggen aus Rendswühren, bei der die beiden die alle Anforderungen des Richters zügig und flüssig in die Tat umsetzen konnten, erreichte sie in ihrer Klasse einen hervorragenden 1c-Rang. Sven Schramm, der wie Synje Becker ebenfalls das erste Mal auf einer Bundesschau unterwegs war, lief in der folgenden Klasse drei der jungen Altersklassen mit seiner „HSG Fenna“ aus dem elterlichen Betrieb von Vater Kai Schramm in Wanderup auf 1e. Rieke Eggers aus Papendorf eröffnete zusammen mit „GOG Whiska“ von Christian Gonnsen aus Struckum die Klassen der älteren Jungzüchter und platzierte sich, wie auch Sven Schramm, auf dem 1e-Rang. Ziemlich flüssig im Ring lief es in der nächsten Klasse für den letzten Schleswig-Holsteiner Teilnehmer, Christian Vöge aus Krummbek. Er war mit „HaH Senora“ von Andreas Bewersdorff aus Ruhwinkel sehr flüssig und immer mit korrekten Abständen unterwegs, was am Ende einen guten 1d-Platz im vorderen Mittelfeld dieser starken Klasse bedeutete. Die Siegertitel des Vorführwettbewerbs gingen an Laura Köster von der Rinderunion West eG in der Klasse „jung“ und Allison Lohmöller von der Masterrind in der Altersklasse „alt“.

Farbenfrohe deutsche Rassevielfalt

Nach dem Vorführwettbewerb der Jungzüchter startete nun das neue Schaukonzept in seine erste Feuerprobe. Durch den neuen Zusammenschluss der deutschen Rinderzuchtverbände unter dem Dach des BRS war es nur eine logische Konsequenz, auch das Rassekonzept der bekannten Deutschen Holstein Schau (DHV-Schau) auf die weiteren in Deutschland heimischen Milchrinderrassen auszuweiten. So zogen am Mittwochabend erstmals Braunvieh, Fleckvieh, Jersey und Rotvieh, die in den in den Vorjahren bereits mit einer Angler-Demogruppe vertreten waren, in den Ring. Das Angler Schaukontingent der insgesamt 19 gemeldeten Kühe bestand zum größten Teil aus Tieren aus Schleswig-Holstein. Kein Wunder, sind doch im hohen Norden alleine rund 10.000 Anglerkühe unter Milchleistungsprüfung, während das Angler-Herdbuch momentan 11.977 Kühe umfasst.

Die insgesamt 13 aufgetriebenen Rotviehkühe starteten in zwei Klassen, in der ersten die jungen Kühe mit ein oder zwei Kalbungen. Das Richteramt hatte an diesem Abend Thomas Hannen aus dem niederrheinischen Tönisvorst inne, der an die Spitze der Klasse eins „Uni“ von Jürgen Schmidt aus Ulsnis stellte, für ihn kompletteste junge Kuh dieser Klasse mit viel weiterem Entwicklungspotential. „Uni“ ist eine Tochter des „Sarkozy“, ein Vollbruder des sehr beliebten RSH-Besamungsbullen „Schlei“ aus der Zucht von Markus Fuschera-Petersen in Fahrdorf. Direkt dahinter marschierte die extrem euterstarke „Owald“-Tochter „Finchen“ von Wolfang Abel aus dem westfälischen Netphen. Auf den dritten Rang der Klasse rangierte Thomas Hannen die zweikalbige „VR Cigar“-Tochter „Claudi“ von Christian Damm aus dem hessischen Rauschenberg, die vor allem durch ihr perfektes Seitenbild überzeugen konnte.

Richtig auftrumpfen konnte die Schleswig-Holsteiner Delegation in der Klasse der älteren Anglerkühe mit drei und mehr Kalbungen. Die ausdrucksstarke „Kollund“-Tochter „Rana“ von Michael Petersen aus Westerarkebyholz bestach durch Harmonie im Körper und ihre glasklaren Fundamente, für Thomas Hannen ganz klar der Klassensieg. Auf dem 1b-Rang reihte sich eine alte Bekannte ein: „Lina“, die mittlerweile achtkalbige „Dragomir“-Tochter von Manfred Tobian aus Schwedeneck. Bereits 2017, mit noch zwei Kälbern weniger, gewann sie bei „Süderbrarup am Abend“ souverän den Titel des „Grand Champion“ und vertrat in der Demogruppe die tiefroten Fellfarben in der EWE-Arena bei der DHV-Schau. Ihr immer noch sehr festes, stark beadertes Euter verhalf ihr auch dieses Mal zu einer Spitzenplatzierung. In voller Schönheit, als sehr ausbalancierte Rassevertreterin erblühte „Raps“, die „Haithabu“-Tochter von Thore Henningsen aus Esgrus im Ring, was ihr den 1c-Platz sicherte. In der anschließenden Siegerauswahl entschied sich Thomas Hannen dann abermals für das bewährte Anglergespann, dass schon die Klasse zwei unter sich ausgemacht hatte und ein vor Freude überglücklicher Michael Petersen hat nun mit seiner „Rana“ den ersten deutschen Angler-Rassechampion im Stall in Westerarkebyholz stehen. Nicht minder strahlte Jana Tobian, wie immer Vorführerin von „Lina“, als Thomas Hannen der bewährten Anglerkuh den Titel der Reservesiegerin der Rasse zusprach. Insgesamt war der erste Auftritt im Richtring für die Anglerrasse ein voller Erfolg und die ausgewählten Kühe konnten die Vorzüge dieser kleinen Rasse von der Schlei in vollem Umfang zur Geltung bringen.

Beeindruckendes Potential in den Färsenklassen

Nach der Auswahl der neuen Rassechampions der Braunvieh-, Fleckvieh-, Jersey- und Rotviehklassen zogen altbekannte Fellmuster in den Ring, die Holsteins und Red Holsteins eröffneten ihre Wettbewerbe erstmals bereits am Mittwochabend mit den Färsenklassen. Insgesamt drei erstkalbige Kühe aus Schleswig-Holstein traten hier an, eine Schwarz- und zwei Rotbunte. Das Richteramt für die Red Holsteins hatte in diesem Jahr erstmalig eine junge Damen inne: Die 34-jährige Andrea Uhrig aus dem hessischen Sulzbach, unweit der Mainmetropole Frankfurt gelegen, leitet mit ihrem Bruder Manfred dort einen Milchviehbetrieb mit 110 Holstein- und Jerseykühen. Durch die Nominierung zur Richterin auf der Bundesschau kann sie wohl als „Senkrechtstarterin“ der Preisrichterszene bezeichnet werden. In der ersten Färsenklasse der Rotbunten in den Ring zog „HaH Dark Agent“ von Andreas Bewersdorff, die ihre Schaugene quasi in die Wiege gelegt bekam. Sie ist eine Tochter der „HaH Darkred EX92“, die bei der DHV-Schau 2017 nicht nur souverän ihre Klasse gewinnen konnte, sondern auch Reservesiegerin der alten rotbunten Kühe wurde, und aus deren Mutter „HaH Destiny“ wiederum die stark eingesetzten rotbunten Vererber „Brekan“ bei der RSH und „Snake Red“ bei der RinderAllianz stammen. Die noch sehr jugendliche Färse als eines der jüngsten Tiere in der ersten Klasse präsentierte sich sehr gut im Ring, trat aber gegen enorm stark entwickelte, ältere Konkurrentinnen an, deren Euterqualitäten ein bis jetzt noch nicht gekanntes Niveau erreichten. Mit viel Eleganz und einem absoluten Top-Euter ausgestattet schritt „SH At Belinda“ in der zweiten Färsenklasse der Rotbunten durch den Ring. Die aus der Zucht von Heiko und Christine Wendell-Andresen aus Beringstedt stammende „Attico“-Tochter hat mit „Kuyt Red“ einen heimischen RSH-Vererber als Muttervater. Leider reichte es an diesem Tage trotz ihres starken Auftritts nicht für einen vorderen Platz. Siegerfärse der Red Holsteins wurde „Specialred“, eine „Awesome“-Tochter von Jonas Mehlbaum aus Haselünne.

Bei den schwarzbunten Färsen bestätigte sich der gewonnene Eindruck aus den rotbunten Klassen. Auch hier zeigten sich im Ring bereits enorm kapitale Einkalbige mit viel Ausstrahlung und durch die Bank weg phantastischen Eutern. Dieses extrem hohe Niveau sollte die Richtentscheidungen nicht gerade einfach gestalten. Die „Qual der Wahl“ bei den Schwarzbunten hatte Markus Mock aus Markdorf am Bodensee. Der 46-jährige ist einer der auf internationalem Parkett bekanntesten deutschen Preisrichter und hatte nach 2009 nun das zweite Mal in seiner Richterkarriere die Gelegenheit, die Richtentscheidungen der deutschen Bundesschau zu treffen. „Umbassa“ hieß die einzige schwarzbunte Färse aus Schleswig-Holstein, die sich an diesem Abend mit sehr viel Ausstrahlung und Jugendlichkeit im Ring präsentierte. Leider hatte die „Sid“-Tochter von Dirk Huhne aus Kasseedorf ein wenig Pech und trat in einer bärenstarken Klasse unter anderem gegen die bereits europaschauerfahrene „Atwood“-Tochter „OHB Dream“ von Friedrich Goedeker und Dieter Schlunke aus Varrel an, die später mit ihrem tollen Seitenbild auch souverän den Titel des Färsenchampions Schwarzbunt gewinnen konnte. Mit der Wahl der beiden Färsenchampions endete der erste Tag der German Dairy Show, die mit ihrem neuen Konzept eine gelungene Abwechslung aus neuen Aspekten der Rassevielfalt und altbewährtem Schaukonzept der Holsteins bot.

Spitzenniveau bei den Zweikalbigen

Der zweite der Tag der Bundesschau sollte ganz im Zeichen der mehrkalbigen Holsteins und Red Holsteins stehen, denn das neue Schaukonzept startete am Donnerstagmorgen mit den Zweitkalbskühen der beiden Rassen. Andreas Bewersdorff hatte auch hier bei den Rotbunten wieder ein Eisen im Feuer. „HaH Desiree“ von „Pat Red“ ist eine Halbschwester zur bereits in den Färsenklassen gestarteten „HaH Dark Agent“, auch sie stammt aus der bereits erwähnten „HaH Darkred EX92“. „HaH Desiree“, relativ frisch gekalbt, zeigte sich im Ring mit tollem Seitenbild und Spitzeneuter, was sich aber leider nicht in der Platzierung wiederspiegeln konnte. Auch bei den Zweikalbigen konkurrierten extrem körperstarke Kühe mit sehr viel Rahmen und makellosen Eutern gegeneinander, so dass die Richtentscheidungen auf allerhöchstem Niveau und nur anhand von Nuancen gefällt werden mussten. Keine leichte Aufgabe für Andrea Uhrig bei ihrer Bundesschaupremiere. „Ladd-Man P“-Tochter „Sunshine P“ von Bernd Ellerbrock aus Westerau konnte in Klasse vier, der letzten Klasse der zweikalbigen Red Holsteins, durchaus mit ihrem sehr guten Hintereuter und viel Drüsigkeit punkten, die nicht ganz optimale Beckenlage verhinderte hier aber eine vordere Platzierung. In der Siegerauswahl der jungen Kuhklassen zeichnete sich ein Kopf an Kopf-Rennen der Klassenspitze aus Klasse drei ab. Sowohl „Mox Moocha“ von Markus und Kerstin Mock als auch „FG Natalie“ waren große, extrem körperstarke Tiere mit einem perfekt drüsigen Euter. Am Ende entschied sich Andrea Uhrig für die „Mad Max“-Tochter „FG Natalie“ von Hendrik Wille, der nicht nur Züchter dieser Siegerkuh, sondern auch ihres Vaters „Mad Max“ ist- ein echter Familienerfolg.

Vier Asse im Ärmel hatte das Schauteam aus Schleswig-Holstein für die jungen Klassen der schwarzbunten Kühe. Als erste in den Ring musste die „Golden Dreams“-Tochter „Telestar“ von Hans-Carsten Clausen aus Oster-Ohrstedt, die durchaus mit viel Typ und Länge im Körper und einem sehr korrekten Fundament punkten konnte, in Bezug auf die Euterqualität aber hinter der Klassenspitze das Nachsehen hatte. Auf diesem extrem hohen Niveau wird jeder noch so kleine Makel in die Waagschale geworfen. Ein „Holsteiner Doppelpack“ präsentierte sich Markus Mock in der nächsten Klasse, denn Christian Fischer aus Brunsbek brachte gleich zwei Töchter des RSH-Vererbers „Morius“ an den Start. Der bei Ingwer-Martin Carstensen gezogene „Mogul“-Sohn gibt seinen Töchtern vor allem überdurchschnittliche Beckenbreite und feste, breite Hintereuter mit auf den Lebensweg. Sowohl „Toskana“ als auch „Tic Tac“ bestachen im Ring mit ihrem tollen Seitenbild und tiefer Rippe mit viel Kapazität, so dass es für „Toskana“ am Ende zu einem soliden Platz 5 in dieser Klasse der Zweitkalbskühe reichte. Schon auf dem großen Schauparkett der Europaschau 2019 im belgischen Libramont Erfahrungen sammeln konnte die gesamte Spitze der letzten Klasse der schwarzbunten Zweitkalbskühe. Es versprach also ein äußerst spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen an der Spitze dieser Ausnahmeklasse zu werden. „Rihanna“, die „Bradnick“-Tochter von Dirk Huhne überzeugte wie gewohnt mit einem phantastischen Seitenbild und einem phänomenalen Euter. Doch an diesem Tag gab es für sie leider kein Vorbeikommen an den beiden Kühen, die später auch die Siegerauswahl unter sich ausmachen sollten: Die sehr milchtypische „Long P“-Tochter „Dandy“ mit ihrer breiten und hohen Vorhand und der extrem herausstechenden Eutertextur biss sich allerdings wegen der fehlenden Euterbalance an der amtierenden „Miss Schau der Besten“ „Loh Tj Alessja“ von „Armani“ die Zähne aus. Sie war einfach die kompletteste Kuh der Klasse mit absolut makellosen Übergängen, und gewann so neben der Klasse sieben auch die Siegerauswahl jung der schwarzbunten Kühe.

Töchtergruppen präsentieren sich

Für die Präsentation der Nachzuchtgruppen hatte die RSH in diesem Jahr vier Töchter des „Sargeant“-Sohnes „Sakajo“ ausgesucht, der mit „Bookem“ x „Man-O-Man“ x „Goldwin“ aus einer tiefen kanadischen Kuhfamilie stammt, die über Generationen durch Langlebigkeit, beste Eiweißprozente und vor allem höchste Funktionalität überzeugen konnte. „Sakajo“ macht insgesamt eher mittelrahmige Kühe mit hoch aufgehangenen, gesunden Eutern, die die gewünscht etwas längeren Striche aufweisen. Durch die zudem überdurchschnittliche Melkbarkeit und das ruhige und ausgeglichene Temperament macht das Melken dieser Kühe den Landwirten wahrlich Freude. „Sakajos“ „Steckenpferd“ in der Vererbung ist aber die sehr gute Klauengesundheit mit einem Gesundheitszuchtwert Klaue von 116 und der erhöhten Mortellaro-Resistenz seiner Töchter, die ihm das Label „DDpremium“ mit einem Wert von 118 bescherte. Insgesamt kann der Landwirt mit einer „Sakajo“-Tochter eine sehr funktionale, unauffällige und leistungsbereite Laufstallkuh erwarten- genau das, was in den heutigen Produktionsbetrieben erwartet wird.

Ältere Schwarzbunte mit starken Ergebnissen

Die Schwarzbunten Holsteins der mittleren Altersklassen mit drei Kalbungen wurden für Schleswig-Holstein vertreten durch „Goldday“-Tochter „Salina“ von Dirk Huhne, die im Ring viel Ausstrahlung zeigte und deren Euter vor allem durch das feste, stark ausgeprägte Zentralband auffallen konnte. Auch für sie gab es in ihrer Klasse neun einen soliden fünften Rang. Siegerin der mittleren schwarzbunten Kuhklassen wurde „Edlitham“ von „Atwood“ von Rainer Engelke und Mathilde Schulze aus Asendorf, die bereits auf der Bundesschau im Jahr 2017 Siegerin der Färsen geworden war.

Die letzten Klassen der Kühe mit vier und mehr Kalbungen wurden erstmals mit einem neuen System nach der Lebensleistung der Teilnehmerinnen sortiert. Hier gingen in Klasse elf gleich zwei Kühe der „Holsteins aus Holstein“ (HaH) an den Start. Die extrem körperstarke und sehr gut entwickelte „HaH Kylee“ im Besitz von Karim Ben Fredj aus Ruhwinkel zeigte zudem ein festes, sehr drüsiges Euter, was der „Numero Uno“-Tochter einen hervorragenden dritten Platz der Klasse bescherte. Ihr folgte auf Rang sechs ihre Stallkollegin „HaH Raffinesse“ im Besitz von Andreas Bewersdorff, die vor allem mit ihrem phantastischen Fundament und viel Stil und Harmonie im Körper bei Markus Mock punkten konnte. Zur Siegerauswahl der alten Schwarzbunten Kühe zog eine Ikone in den Ring: „Lady Gaga“, die „Modest“-Tochter von Hendrik Wille und Friedrich Köster aus Essen in Oldenburg hat in ihrem bewegten Leben so ziemlich alles gewonnen, was man in der europäischen Holsteinwelt absahnen kann. Zweimal „Grand Champion“ auf der Bundesschau 2015 und 2017, 2017 und 2019 auch auf einem 1b-Rang der Europaschau platziert, trat die mit exzellenten 97 Punkten Bewertete ein weiteres Mal in den Ring und wurde schon im Vorwege vom Publikum gefeiert, auch für ihre Lebensleistung von mittlerweile 119.000 Kilogramm Milch. Den Siegertitel holte dieses Mal aber eine andere, nämlich die „Gold Chip“-Tochter „Fux Seattle“ von Marco Radke aus Asendorf mit ihrem phantastischen Euter und der extremen Kapazität im Körper.

Hochdekorierte Rotbunte der alten Klassen

Die absoluten Top-Platzierungen aus Schleswig-Holsteiner Sicht konnten aber die Rotbunten ganz zu Ende der Schau einfahren. Die dreikalbige „Ladd P“-Tochter „THH Percy“ von Frank Thomsen aus Lindewitt könnte mit viel Milchtyp und ihrem hohen, breiten Hintereuter mit insgesamt sehr viel Drüsigkeit in ihrer Klasse einen hervorragenden 1c-Rang erstreiten. Das beste Ergebnis aus Schleswig-Holstein erzielte eine waschechte Nordfriesin, „Extase“ von Christian Gonnsen aus Struckum. Die fünfkalbige „Picolo“-Tochter aus einer 87 Punkte bewerteten „Talent2“-Mutter konnte Markus Mock mit ihrer enormen Rippentiefe und Kapazität in Kombination mit einem phantastischen Euter dazu bewegen, sie hinter die spätere Reservesiegerin der alten Klassen „GHH Marie“ auf Platz zwei zu stellen. Mit diesem großen Erfolg hatte der verblüffte Züchter am Rand des Rings gar nicht so richtig gerechnet, daher freute sich Christian Gonnsen umso mehr, seine Kuh so weit vorne auf diesem Spitzeniveau laufen zu sehen. Siegerin der alten Rotbuntklassen wurde die mit einer enorm langen Mittelhand und trotzdem harmonischen Übergängen versehene „Eiskönigin“, eine „Sacarno“- Tochter von der Tönjes GbR in Hude.

Champion über alle Rassen

Zum neuen Konzept der German Dairy Show gehörte es nicht nur, die „Grand Champions“ der Rassen Red Holstein und Holstein zu küren, auch die bereits am Mittwochabend ernannten Rassechampions der Rassen Fleckvieh, Braunvieh, Jersey und Rotvieh sollten nochmals in den Ring ziehen, um gemeinsam mit den Holsteins zum ersten Mal in Deutschland den „Supreme Champion“ auszurufen. So standen am Ende neben „Loh Tj Alessja“ als „Grand Champion“ der Holsteins und „FG Natalie“ als „Grand Champion“ für die Red Holsteins auch die Braunvieh-Championesse „Fuchsi“ von „Erafax“ von Bernhard Fuchs aus Argenbuehl, „Wichtl“-Tochter „Bluete“ von Christian Zimmermann aus Oberzent als Fleckvieh-Siegerkuh, die Jersey-Siegerin „THL Prinzessin“ von Primero im Besitz von Christian Borsch und Alexandra Leuchten aus Wipperfürth und „last but not least“ die schönste tiefrote aus dem hohen Norden, Rotvieh-Championesse „Rana“ von Michael Petersen aus Westerarkebyholz im abgedunkelten Ring. Umringt wurden sie von den zahlreichen Zuschauern, die nun mit Spannung die letzte Entscheidung des Tages erwarteten, zu der sich alle vier Richter der einzelnen Rassen nochmals ausgiebig beratschlagten. Jede der im Ring stehenden Kühe zeigte auf exzellente Art und Weise die Vorzüge und Zuchtziele ihrer Rasse, auf die die Züchter ihrer oft jahrzehntelangen Arbeit hingearbeitet hatten. Am Ende begründete Markus Mock stellvertretend für seine Kollegen die Entscheidung der Jury, nachdem der allerletzte Klaps des Tages auf das Hinterteil der schwarzbunten „Loh Tj Alessja“ gefallen war: „Sie ist nicht nur die Kuh mit dem besten Euter der gesamten Schau, sie ist auch einfach die kompletteste Kuh des heutigen Tages, mit der in sich größten Harmonie im Körperbau. Das macht sie für mich zum „Supreme Champion“.

Für die Züchter und Verbände war diese erste German Dairy Show ein tolles Schaufenster für die hohe Qualität und Farbvielfalt der heimischen Milchviehrassen in Deutschland, und wir sind gespannt auf die Fortsetzung des Konzeptes im Jahr 2021. Die Rinderhalter in unserem Bundesland müssen allerdings zum Glück nicht so lange auf das nächste Großereignis warten, denn am 23. Januar 2020 lichten sich in den Holstenhallen Neumünster wieder die Vorhänge auf der Suche nach der schönsten Kuh in Schleswig-Holstein. „Neumünster am Abend“ soll wieder der Treffpunkt sein für alle Freunde und Interessierten der Rinderzucht, und die RSH möchte dazu schon jetzt recht herzlich einladen!

Text: Melanie Gockel, RSH eG

Fotos: W. Krabbenhöft, RSH eG, C.P. Tordsen, RSH eG und Heinrich Schulte