Spitzenpreise und Spitzenstimmung beflügeln die Stimmung in Karow

Unter den Hammer des renommierten Auktionators Andreas Aebi aus der Schweiz kamen am Abend des 29. März 2019 vierzig exklusiv selektierte Jungrinder mit hochinteressanten Pedigrees, höchsten genomischen Zuchtwerten und hervorragendem Exterieur. Ein bunt gemischtes Angebot, das zumeist auf besondere Väterfolgen aus tiefen, sehr bekannten Kuhfamilien zurückblicken konnte, erfreute nicht nur die einheimischen Züchterherzen, sondern auch Gäste aus dem europäischen Ausland. Das unter anderem aus der Schweiz, den Niederlanden und Polen angereiste Publikum ließ mit spannenden Bieterduellen mehrfach die Stimmung in der Halle hochkochen und die Zuschlagspreise im fünfstelligen Bereich landen. So endete die Auktion nicht nur mit vielen strahlenden neuen Besitzern und einem geselligen Züchterabend, sondern auch mit einem sensationellen, noch nie da gewesenem Durchschnittspreis von 8.659 Euro.

Gleich zwei Tiere an der Preisspitze

Gleich zwei Topseller schafften es in diesem Jahr, die Bieter zu echten Hochleistungen anzuspornen. Dass die Auktion mit der Katalognummer (Nr.) 1, der „Silver Sonic“-Tochter „Atlantis“, aus der Kuhfamilie der „Kamps Hollow Altitude EX95“, aus der Quelle der sagenhaften „Regiment Apple Red EX96“, mit einem Paukenschlag von 22.000 Euro ihren Auftakt nahm, schien die Bieter im Saal zu animieren. Schon kurz dahinter folgte mit der Nr. 7 „Prismagen Bellevue“, eine „Jaguar“-Tochter, die mit ihren Zuchtwerten von 164 gRZG, 154 gRZM und 132 gRZN sowie +2820 gTPI sicherlich in der „Champions-League“ mitspielen kann. Ihre Mutter „Pine-Tree Band 7234“ wurde auf dem World Classic Sale 2016 für 50.000 US-Dollar verkauft und hat mehrere Söhne auf Stationen stehen, unter anderem die noch sehr jungen Bullen „Scorpion“ und „Goldengate“ bei der RSH eG. Diese Zahlen und ihre attraktive Väterfolge aus der in zwölf Generationen EX oder VG bewerteten „Screaming Vis R Heaven EX91“-Familie ließen die Gebote im Sekundentakt fallen. Sage und schreibe 40.000 Euro standen auf der Anzeigetafel, als Andreas Aebi das erlösende „zum Dritten, verkauft – ganz herzlichen Glückwunsch“ in den Raum rief, begleitet von großem Applaus der Zuschauer. „Prismagen Bellevue“ hatte an diesem Abend keinen weiten Heimweg und blieb im Zuchtgebiet der RinderAllianz.

Doch wer nun dachte, das wäre schon die Spitze des Eisbergs gewesen, der sollte sich täuschen. Mit der Nr. 15 betrat „MBL Liv PP“, eine homozygot hornlose, mit gRZG 155 sowie gRZM und gRZN 139 ausgestattete „Mystic PP“-Tochter aus der Familie der „Tiger Lily Lawnboy Lulu Red VG87“ den Ring. Die wiederum ist keine geringere als die Mutter von „Ladd P“. „MBL Liv PPs“ Mutter „Lola P VG86“ hat ebenfalls bereits hornlose Bullen auf Stationen, unter anderem „Hamadi P“ bei der RBB und „Millow PP“ bei der Masterrind. Die fantastische Kombination von hoher Leistung, super Euter und tadellosem Fundament ließ Bieterhände und Preis in die Höhe schnellen. So durfte sich „MBL Liv PP“ am Ende mit ebenfalls 40.000 Euro den Titel „Topseller 2019“ mit „Prismagen Bellevue“ teilen. Auch sie verbleibt im Osten der Republik im Zuchtgebiet der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg.

Gute Gebote für Tiere aus Schleswig-Holstein

Dem allgemein sehr guten Preisniveau auf diesem Sale eiferten auch die angebotenen Verkaufstiere aus Schleswig-Holstein nach und fanden zu guten Preisen einen neuen Besitzer:

Gleich nach dem starken Auftakt ging mit der Nr. 2 das erste Tier aus Schleswig-Holstein in den Ring. "Sunshine" ist frühe Tochter des bei Olaf Rörden auf Föhr gezogenen „HaS Lightstar“, der vor allem durch seine Nutzungsdauer und Fruchtbarkeitsvererbung von sich reden macht. „Sunshine“ stammt aus einer leistungsstarken, mit viel Vererberpotential ausgestatteten Kuhfamilie der „Tidy-Brook Elton Steph VG86“ und hat viele klanghafte Namen im Pedigree. Ihre Mutter „Sister Sunrise“ stand zwei Jahre zuvor ebenfalls auf der Bühne in Karow und wurde für 16.000 Euro an Dirk Huhne aus Kasseedorf zugeschlagen, wo sie im April kalbt. Aus ihr stehen bereits ein „Lightstar“-Sohn mit gRZG 159 bei der RinderAllianz und ganz aktuell „Benz“-Sohn „Bootsmann“ bei der RSH auf Station. „Sister Sunrises“ Halbschwester „Sunrise“, ausgestattet mit einem fehlerfreien linearen Profil, Leistung und Funktionalität, war Topseller des Sunrise Sale 2016 und zog für 36.000 zu Familie Rörden auf die Insel Föhr. Aus dieser Familie stammen auch die Stationsbullen „Camper“, „Estragon“, „Garido“ und „Sinclair“. „Sunshine“ selbst kann mit gRZG 159, gRZM 143 und gRZE 125 auch zuchtwerttechnisch überzeugen und lässt jetzt für einen Zuschlagspreis von 5.500 Euro in ihrem Geburtsland Schleswig-Holstein für die Züchter die Sonnen scheinen.

Mit der Nr. 9 auf die Bühne zog das nächste Tier aus schleswig-holsteinischem Besitz, entstammend aus der gleichen Kuhfamilie wie die Nr.2. Olaf Rörden hatte aus Föhr eine „Benz“-Tochter aus seiner „Sunrise“ mitgebracht, die schon zwei Söhne, Garido (161 gRZG) und Jackson (166 gRZG), in Brandenburg auf Station stehen hat. Vater „Benz“ ist ein „Franchise“-Sohn und macht in der Züchterszene vor allem durch seine sagenhafte Vererbungskraft und einem gRZR von 131 von sich reden. Das enorme Vererbungspotential der Kuhfamilie zeigte sich auch bei diesem sehr gut herausgebrachten Jungrind: 158 gRZG, 143 gRZM, 126 gRZE und gRZN 127 definieren als Eckpfeiler ihr durchweg ausgeglichenes Vererbungsprofil, das zudem mit einem makellosen Linear, besten funktionalen Merkmalen uns als Sahnehäubchen noch mit Beta-Casein BB und Kappa-Casein A2A2 aufwarten konnte. Auch die anwesenden Züchter erkannten die Qualitäten dieses vielversprechenden Jungrindes und für 4.600 Euro wechselte es in das Zuchtgebiet der RinderAllianz.

Unter dem vielversprechenden Namen „Weltstar“ kam die sehr interessant gezogene Nr. 17 aus dem Besitz von Vanessa Thiele aus Bad Oldesloe in den Ring. Die frühe „Padawan“-Tochter hat in ihrem Pedigree viele geprüfte Bullen, unter anderem Muttersvater „Rubicon“, der mit 2824 gTPI die Nr.1 der töchtergeprüften Bullen in den USA ist. Mutter „Tasmania“, abstammend aus einer tiefen US-Kuhfamilie, ist in der ersten Laktation VG85 bewertet und brachte in 100 Tagen 3.500 kg Milch bei 5,10 % Fett und 3,70 Eiweiß. Dass das Jungrind seinen Namen nicht umsonst trägt, beweist „Weltstar“ durch hohe Testergebnisse in verschiedenen Systemen, z.B. durch 136 gRZE und +2,91 gPTAT. Ihr insgesamt gutes Leistungsprofil bei hoher Nutzungsdauer und super Töchterfruchtbarkeit animierte die Züchter im Saal zu einem spannenden Bieterduell, das am Ende seinen Zuschlag bei 14.000 Euro fand. So sicherte sich ein Züchter aus Brandenburg seinen zukünftigen Weltstar.

Dirk Huhne hatte aus seinem Stall in Kasseedorf neben der Nr.2 noch ein zweites Tier mit nach Karow gebracht, das mit der Nr. 21 in der Mitte des Verkaufslots aufgestellt war. Die „Unix“-Tochter „Waila“ geht zurück auf die tiefe kanadische Kuhfamilie der „Heather Holme Gibson Dorie EX90“, einer Vollschwester des Bullen „Heather Holme Velvet“ bei der Masterrind, der alleine in Canada 25 als exzellent eingestufte Töchter vorweisen kann. „Heather Holme Braxton Dalia“, die Mutter dieses seidig schwarzen, hocheleganten Kalbes ist aktuell in der fünften Laktation und VG86 bewertet. Für 3.400 Euro ging die junge Offerte mit den vielen sicher geprüften Vorfahren im Pedigree nach Mecklenburg-Vorpommern.

„Last but not least“ sollte ein Exterieurkracher mit der Nr. 31 den Abschluss der Tiere aus Schleswig-Holstein bilden. Mit kriminell hohen +4,11 gPTAT ist „CCC Undenied Cosa Nostra“ vom Canadian Cattle Club aus Struxdorf eine heißbegehrte Quelle für Exterieur und zudem eine der höchsten Töchter ihres Vaters für gPTAT. Das ließ die Schaufans im Saal hellhörig werden. Sie stammt aus dem Herzen der „Regancrest PR Durham Barbie EX92“-Familie und ihr Pedigree ist gespickt mit absoluten Größen des Schaurings, unzählige Erfolge auf der ganzen Welt gehen auf das Konto ihrer Vorfahren. Großmutter „Atwood Corona EX92“ ist ein Garant für höchste gPTAT-Werte, und auch ihr Vater „Undenied“ ist eine verlässliche Quelle für gPTAT. Mutter „Cremona“ wurde auf dem European Classic Sale 2016 für 28.000 Euro eingekauft, hat im Januar gekalbt und ist VG86 eingestuft. Dieses fantastische Pedigree der Schauofferte war dem Käufer aus Mecklenburg-Vorpommern 5.500 Euro für die letzte „Undenied“-Tochter im Sale wert.

Großes Dankeschön

Sehr euphorisch über den Verlauf und die Stimmung auf der Auktion waren die drei gemeinsamen Veranstalter, die Holstein Forum GmbH, die RinderAllianz GmbH und die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG. Sie möchten sich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei allen fleißigen Händen vor und hinter den Kulissen bedanken, die das gute Gelingen dieser Veranstaltung erst ermöglicht haben. Ein weiterer Dank gilt auch den Beschickern für das entgegengebrachte Vertrauen an die Veranstalter zum Verkauf ihrer Spitzentiere und natürlich auch den Käufern, die diese hohe Qualität der angebotenen Tiere auch abermals monetär zu würdigen wussten. Wir freuen uns bereits jetzt auf die nächste, dann schon 25. Ausgabe des European Classics Sunrise Sale. Ein Vierteljahrhundert internationale Top-Genetik unter dem Hammer, das ist mit Sicherheit ein Grund zum Feiern – Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei begleiten!

 

Text: Melanie Gockel, RSH eG