Besichtigungstour: Weidemast und Stallmast

Mitte September trafen sich über 40 Mutterkuhhalter und Züchter der RSH eG zu einem gemeinsamen Ausflug und um interessante Betriebe kennenzulernen. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ging es mit dem Bus auf Besichtigungstour. Der Tag stand im Zeichen der Weidemast und der anschließenden Stallmast. Die Bustour führte entlang der Westküste Schleswig-Holsteins über die Halbinsel Eiderstedt und durch den Kreis Dithmarschen. Zahlreiche Mutterkuhherden mit Kälbern bei Fuß sowie Herden mit Färsen, Ochsen und Bullen konnten auf der prächtigen Marschweiden vom Bus aus bestaunt werden.

Die erste Station war der Betrieb der Familie Klützke in Tönning. Vor 40 Jahren mit 0,5 ha Land gestartet, bewirtschaftet die Familie heute allein 200 ha Weiden direkt am Betrieb, sodass die 180 Mutterkühe samt Nachzucht sowie die Weidemasttiere nicht gefahren werden müssen, sondern von einer Person getrieben bzw. gelockt werden können. Die Abkalbezeit beträgt zwei Monate und muss bis 20. Juni abgeschlossen sein. Als Mutterkühe werden ausschließlich F1 Kreuzungen aus der Milchviehhaltung genommen. Der Betrieb mästet die eigenen Bullen und Rinder sowie F1 Kreuzungen, die als Kalb am Tränkeautomat großgezogen werden. In Partien von 25 Stück werden die Kälber gekauft, die weiblichen daraus werden für die Reproduktion der Mutterkühe oder zur Mast verwendet. Einen großen Wert wird auf ruhige Muttertiere gelegt, alle anderen werden ausselektiert. Das Futter der Mastbullen besteht aus Grassilage, Kleegras sowie Maisschrot. Der Maisanbau ist auf dem Standort nicht möglich. Neben der ausgeprägten Bullenmast werden 2.500 Schafe gehalten, die in den Wintermonaten auf der Geest gehalten werden, um die Grasnarbe anderer Landwirte kurzzuhalten. Der Gänsezugflug lässt eine Beweidung der eigenen Flächen im Winter nicht zu. Ein weiterer Betriebszweig sind die fünf Ferienwohnungen sowie eine Waschstraße für Schafe, die im Lohn betrieben wird.

Am Nachmittag ging es zum Betrieb der Familie Jochims in Norderwöhrden. Auf dem schweren Marschboden werden auf dem Ackerbaubetrieb rund 22 ha Rot-/Weißkohl, 200 ha Getreide, 30 ha Raps sowie 40 ha Ackerbohnen angebaut. Die Fruchtfolge ist in den letzten Jahren aufgrund der starken Ackerfuchsschwanzbelastung erweitert worden. Die Rindermast wird biologisch betrieben. Dafür stehen 300 ha zur Verfügung, davon ca. 170 ha als Weide. Alle Mastochsen und Mastrinder gehen Ende April auf die Weiden. Für die Wintermonate steht ein 2021 errichteter Strohstall mit Auslauf im Außenbereich und insgesamt viel Platz zur Verfügung. Die Absetzer der Rassen Uckermärker, Charolais, Limousin, Fleckvieh Simmental und deren Kreuzungen werden zugekauft, gewogen und nach ein bis zwei Monaten zu Ochsen gekniffen. Die Ausschlachtung liegt bei den Ochsen bei 58,5 % bei 26 bis 30-monatiger Mast. Die Kapazitäten des Betriebes liegen bei 550 bis 600 Mastplätzen. 400 bis 450 Schlachttiere werden jährlich produziert. 150 Ochsen, wenige Bullen und Rinder werden nochmals aufgestallt und ausgemästet. Ausgemistet wird einmal jährlich im hinteren Bereich. Am Futtertisch sowie der Auslauf werden zweimal wöchentlich gemistet. Eingestreut wird täglich mit dem vorhandenen Futtermischwagen, der über ein Gebläse verfügt.

Ein- und Verkauf der Absetzer, Mastbullen bzw. Mastrinder erfolgt über eine Biovermarktungsorganisation. Das Fleisch wird direkt ab Hof über einen Verkaufsraum sowie Hackfleisch an einen Burgerladen vermarktet.

Ein besonderer Dank gilt Jürgen Carstens vom Zuchtausschuss Fleischrinder der RSH eG für die Organisation der hochinteressanten Fahrt. Vielen Dank auch an die beiden Betriebe, die alle Teilnehmer stark beeindruckten. Intensive und informative Gespräche auf den Höfen zeigten den hohen Sachverstand beider Betriebe.

Bericht und Fotos: Claus Henningsen, RSH eG