Fantastischer Start nach der langen Pandemie-Pause

Die Corona-Pandemie hat für viele Menschen Einschnitte in das gewohnte Leben gebracht, und auch die Jungzüchter der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) mussten gute eineinhalb Jahre darauf warten, endlich wieder ihrem geliebten Hobby nachgehen zu können. Umso größer war die Freude als die Jungzüchter am 5. September 2021 auf der Norla nicht nur von den schmerzlich vermissten Freunden, sondern auch von strahlendem Sonnenschein begrüßt wurden. Die Starterzahl von rund 90 Teilnehmern unterstrich, wie groß die Sehnsucht nach einem solchen Wettbewerb war. Pünktlich um zehn Uhr begrüßte Rieke Eggers als Vorsitzende des Jungzüchterclubs der RSH alle Schauteilnehmer und übergab das Mikrofon an Johanna Ahrens aus dem ostfriesischen Wittmund, die an diesem Tag das Richteramt innehatte.

Fleischrinder zum Auftakt

Mit zwei Klassen eröffneten die Fleischrinder-Jungzüchter den Vorführwettbewerb und zeigten hier eine große Rassevielfalt mit Jungtieren der unterschiedlichsten Fleischrinderrassen. In der Klasse der jungen Teilnehmer auf schob sich ein Wagyu-Jungrind auf den 1a-Platz: „WDE Blia“ von „Mr. Katana“ aus der Zucht von Matthias Baltz war durch die Kulisse zwar etwas unruhig, aber Vorführerin Anna Witte löste die Situation souverän und hatte die Kommandos der Richterin immer im Blick. Dahinter platzierte sich auf 1b mit einer ruhigen Vorstellung „RM Beauty“, ein Welsh Black-Jungrind der Michaelis GbR an der Hand von Leonie Zschenker. In der Klasse der älteren Fleischrinder-Jungzüchter setzte sich Björn Böttcher mit seiner „Taiga“, einer hornlosen „Doc“-Tochter der Rasse Deutsches Shorthorn, mit guter Kontrolle und korrekter Halfterhaltung durch. Dahinter auf 1b rangierte mit einer sehr ruhigen Vorstellung Jan Gutenschwager mit „Tiffany“, einem White Galloway aus dem Besitz von Mechthild Bening. Die Siegerauswahl der Fleischrinder mit den vier 1a- und 1b- Platzierten konnte Anna Witte als Siegerin der ersten Klasse abermals vor Leonie Zschenker für sich entscheiden.

Junge Klassen

Auf jeder Schau bieten die jüngsten Teilnehmer in ihren Klassen des Vorführwettbewerbs ein ganz besonders herzliches Bild. Die Jüngste unter den Teilnehmern, Liv Reimers aus Westerhorn, war gerade einmal drei Jahre alt, aber präsentierte schon voller Stolz „Balalaika“ im Ring, eine „Gamos Red“-Tochter aus dem elterlichen Betrieb.

Die erste Klasse der Milchrinder-Jungzüchter für sich entscheiden konnte Ove Vollbehr mit der „Hotapp PP“-Tochter „Blaumeise P“ aus dem Betrieb von Karsten Arp. Neben der guten Kontrolle seines Tieres konnte der Fünfjährige auch mit viel Fachwissen glänzen. Hinter ihm platzierte sich mit gutem Gespür für die Anforderungen von Richterin Johanna Ahrens Sven Heckmann mit der „Red Winger“-Tochter „Bubo“ von der Scheel KG in Barlt. Typtiere der Klasse wurden die Angler „Wotan“-Tochter „Lala“ mit Tade Reimers und die „Rambo PP“-Tochter „Asterix P“ mit Jana Scheel. Den großen Spaß an der Vorstellung im Ring konnte man nicht nur der Siegerin der zweiten Klasse, Carina Scheel mit ihrer „Slate RF“-Tochter „Arina“ aus dem elterlichen Betrieb, sondern auch der Richterin im Gesicht ablesen. Tim Vollbehr und seine „Isco Red“-Tochter „Amsel“ von Karsten Arp konnten sich durch sicheres Aufstellen dahinter den 1b-Platz sichern. Typtiere der Klasse wurden die Katalognummer (Nr.) 11 die „Checkmate“-Tochter „Axion“ mit Ben-Matti Hollesen und Klassensiegerin „Arina“ von „Slate RF“.

Die Siegerauswahl der jungen Klassen konnte Carina Scheel nach einer weiteren erfolgreichen Vorstellung für sich entscheiden: „Diese Jungzüchterin ist schon sehr professionell unterwegs und könnte durchaus schon bei den Älteren mitmischen“ attestierte Joanna Ahrens der Siegerin. Reservesieger jung wurde Ove Vollbehr mit „Blaumeise P“. In der Typtier-Entscheidung der jungen Klassen setze sich die „Checkmate“-Tochter „Axion“ vom Betrieb Hollesen mit ihrer schon gut entwickelten Rippe und den korrekten Fundamenten durch, gefolgt von der großen, gut entwickelten „Slate RF“-Tochter „Arina“ von Familie Scheel aus Barlt.

Mittlere Klassen

Mit Ruhe, Gelassenheit und guter Endaufstellung konnte sich Luisa Heckmann den ersten Klassensieg für die mittleren Altersklassen sichern. Sie führte im Ring die „Robin Red“-Tochter „Annchen“ von Familie Scheel aus Barlt vor, die ebenso bestes Typtier der Klasse wurde, wie das Tier der Zweitplatzierten Pia Vollbehr, „Alaska“. Sie überzeugte mit ihrer „Trans Am“-Tochter vor allem mit der sehr guten Halfterhaltung.

Klasse vier konnte Knud Ove Gerdes mit der „Radar“-Tochter „AGH Astano“ vom Betrieb Andresen-Gerdes in Haurup durch das beste Aufstellen für sich entscheiden. So verwies er Justus Nikolai Wendell mit der „Radar“-Tochter „SH Black Joker“, der ebenfalls durch eine sehr gute Halfterhaltung auffiel, auf den 1b-Platz. Als Typtiere dieser Klasse erkor Joanna Ahrens neben „AGH Astano“ zudem die „Dice Red“-Tochter „HaH Daisy“, vorgeführt von Swaantje Bewersdorff. Hobe Maaß mit der Nr. 33, der „Orinoco“-Tochter „Alma“, stand nach einer ruhigen, korrekten Vorführung mit der besten Schlussaufstellung am Ende ganz vorne in der Klasse fünf. Maxi Gossing konnte sich mit der exakten Umsetzung der Richteranweisungen in dieser Klasse den 1b-Platz mit ihrer „Sakajo“-Tochter „Abby“ aus dem Besitz von Stefan Bandholz sichern. Die beiden Tiere der Erstplatzierten erkor Richterin Johanna Ahrens auch zu den Typtieren der Klasse fünf.

Die letzte Klasse der mittleren Altersgruppe, Klasse sechs, sicherte sich ebenfalls ein Jungrind aus dem Stall von Stefan Bandholz. Die „Sakajo“-Tochter „Alice“ zauberte Marie Gossing während der harmonischen Runden im Ring stets ein Lächeln ins Gesicht und überzeugte auch durch ihr sicheres Aufstellen. Knapp dahinter lief Jes-Heinrich Carstensen mit der „Magoo“-Tochter „Aurich“ aus der Zucht seines Vaters Ingwer-Martin Carstensen, dessen Name aktuell als Züchter der genomischen RSH-Spitzenvererber „Frontman“ und „Atoll Red“ in aller Munde ist. Neben „Alice“ wurde zudem die Nr. 41, „Rahela“, eine „Wotan“-Tochter aus der Zucht von Dirk Huhne in Kasseedorf, Typtier der Klasse sechs.

Zur Siegerauswahl der mittleren Klassen zogen acht starke Paare nochmals in den Ring, auch um zu zeigen, dass sie die Anregungen von Johanna Ahrens aus ihren Kommentierungen der Klassen direkt in die Tat umsetzen. „Es macht wirklich Freude, meinem heutigen Sieger hier zuzusehen“ eröffnete Johanna Ahrens die Bekanntgabe ihrer Entscheidung und gab der Nr. 30, Knud-Ove Gerdes den erlösenden Siegerklaps auf den Rücken seines Tieres. Reservesiegerin wurde Pia Vollbehr, die ihre Leistung aus der Klasse drei sehr zur Freude der Richterin nochmals stark steigern konnte. Sieger-Typtier wurde mit der Nr. 41 die „Wotan“-Tochter „Rahela“ von Dirk Huhne. Familientradition sozusagen, denn ihre Mutter ist keine geringere als die Europaschau-Teilnehmerin „Rihanna EX-92“, und auch „Rahela“ überzeugt durch Harmonie im Körper und korrekte Fundamente. Reservesieger wurde „AGH Astano“ von „Radar“ aus der Zucht des Betriebes Andresen-Gerdes in Haurup.

Alte Klassen

Mit der Klasse sieben zog die erste der drei „alten“ Jungzüchterklassen in den Ring. Diese Jungzüchter haben bei Wettbewerben schon etliche Erfahrungen sammeln können, und so musste auch Johanna Ahrens jetzt auf jede Feinheit in der Umsetzung der Kommandos achten, um die passende Rangierung an diesem Tag zu finden.

Mit dem besten Aufstellen an die Spitze setzen konnte sich in Klasse sieben Kerstin Röttger mit „Accord“ von „Elapse“ aus dem Besitz von Stefan Bandholz, dicht gefolgt von Sina Pfänder mit ihrer „Star Red P“-Tochter „Astra“ aus dem Betrieb Hollesen. Neben „Accord“ mit der Nr. 48 an der Klassenspitze wurde auch das Angler-Jungrind „Zenta“ von „VR Vilur“ aus dem Besitz der Familie Andersen in Rosgaard Typtier dieser Klasse. In Klasse acht konnte Jenny Stichert einen weiteren Erfolg einfahren. Sie setzte sich mit der „Bardo“-Tochter „Carry“ von Heiner Staggen vor Fynja Becker mit ihrer „Seaside“-Tochter „Grete“, die, genau wie das Tier der Klassensiegerin, auch den Typtiertitel der Klasse acht zugesprochen bekam. In der letzten „alten“ Klasse siegte Celien Fiebelkorn mit dem sichersten Aufstellen des Tieres für die Richterin. Ihre „Denver“-Tochter „Anina“ von Dirk Huhne wurde dabei genauso zum Typtier der Klasse erkoren, wie ihre Stallkollegin, die „Chief“-Tochter „Rafaela“, die aus der ebenfalls schon schauerfolgreichen „Mox Rebecca VG-89“ stammt. Sie errang mit ihrer Vorführerin Sandra Link durch exaktes Befolgen aller Richterhinweise den 1b-Platz der Klasse neun.

Celien Fiebelkorn mit ihrer „Anina“ war es auch, die im entscheidenden Ring der sechs Bestplatzierten die Nerven behielt und sich mit einer weiteren Spitzenleistung den Siegertitel alt sichern konnte. Reservesiegerin wurde Jenny Stichert mit „Carry“, die so einen weiteren Erfolg in ihrer Jungzüchterkarriere verbuchen konnte. Die Typtier-Siegerin bestach für Johanna Ahrens vor allem durch Harmonie im Körperbau und gute Entwicklung, und so bekam „Denver“-Tochter „Anina“ von Dirk Huhne an diesem Tag noch eine weitere Schärpe um den Hals gehängt. Der Reservesieger-Titel ging an „Grete“, die „Seaside“-Tochter von Heiner Staggen, die sich trotz ihres späten Geburtsdatums schon extrem gut und weit entwickelt im Ring präsentierte.

Senior Klassen

Die letzten drei Klassenentscheidungen der Schau waren den „alten Hasen“ vorbehalten. Die hier startenden Jungzüchter sind bereits „mit allen Wassern gewaschen“, und so musste Johanna Ahrens schon sehr genau hinsehen, um die feinen Unterschiede für die Rangierung zu erkennen. Auch der Tausch der Tiere unter den Teilnehmern einer Klasse sind hier ein gutes Mittel, um sich über die Rangierung sicher zu sein. Nur der Jungzüchter, der am besten mit dem fremden Tier klarkommt, hat eine Chance auf den Sieg. Und den errang in der Klasse zehn durch die größte Harmonie mit dem Tier und das beste Umstellen Marie-Sophie Huhne mit der „Jordy“-Tochter „Alisa“ aus dem Betrieb ihres Onkels Dirk, gefolgt von Merle Ingwersen mit „Naira“ von „Doorman“, aus dem Besitz von Carina Clausen, die ebenfalls ihr Tier sehr souverän umstellte. Neben „Alisa“ von Dirk Huhne wurde auch die Nr. 61, „Salvatore“-Tochter „Anemone“ von Söhnke Behnk, Typtier dieser Klasse.

In Klasse elf gab es ein dichtes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Sina Thomsen und Franziska Lienau. Sina Thomsen überzeugte die Richterin vor allem durch die beste Tierkontrolle und das schnellste Aufstellen des Tieres, aber Franziska Lienau hielt mit einer souveränen Endlinie zur Aufstellung dagegen. Am Ende entschied sich Johanna Ahrens für Sina Thomsen als Klassensiegerin. Die Typtier-Entscheidung fiel ebenfalls auf die Tiere der beiden Erstplatzierten. Christian Vöge, 2019 der Grand Champion der Landes-Jungzüchterschau auf der Norla, war in der letzten Klasse des Tages angetreten, um seinen Titel zu verteidigen. Doch Rieke Eggers, zugleich auch Vorsitzende der RSH-Jungzüchter, hielt dagegen. So ordnete Johanna Ahrens einen Tausch der Tiere an, der Gewissheit bringen sollte: Die Klasse gewann Christian Vöge mit „Doorman“-Tochter „Ardine“ vor Rieke Eggers mit der „Maibach“-Tochter „Zora“. Beide Tiere stammen aus den elterlichen Betrieben der Vorführer und wurden auch die Typtiere dieser Klassen.

So stark umkämpft wie die Klassenentscheide war auch die Siegerauswahl der Senior-Klassen: Hier konnte Sina Thomsen die starke Leistung aus ihrer Klasse noch einmal wiederholen und sich vor dem Vorjahressieger Christian Vöge den Siegertitel sichern. Beim Sieger-Typtier hatte abermals der Betrieb Huhne aus Kasseedorf die Nase vorne, dieses Mal mit der Nr. 63, der „Jordy“-Tochter „Alisa“, die sich gegen Frank Thomsens „Alligator“-Tochter „THH Bianca“ durchsetzte.

Wahl der Grand Champions

Der Grand Champion der Typtiersieger ging, wie schon die Siegertitel mittel, alt und senior, an ein Tier aus dem Betrieb von Dirk Huhne. Die „Jordy“-Tochter „Alisa“ aus einer Mutter von „Absolute Red“ konnte die Richterin in allen Belangen, Körper, Harmonie, Fundamente und Entwicklung voll überzeugen, und so gab es hier am Betrieb Huhne kein Vorbeikommen.

Ein letztes Mal zogen die Sieger und Reservesieger des Vorführwettbewerbs in den Ring, um sich unter dem geschulten Blick von Johanna Ahrens rangieren zu lassen. „Ich habe große Freude daran zu sehen, mit wie viel Engagement und Begeisterung hier die Teilnehmer in allen Altersklassen am Werk sind“ begann Sie die Begründung ihrer letzten Richtentscheidung für die Vorführer. „Alle haben hier heute spitzen Leistungen abgeliefert, aber am Ende muss ich doch die Besten heraussuchen“ fuhr Sie fort. Unter dem Applaus der zahlreichen Zuschauer am Ring, die das gute Wetter sicherlich genauso genossen haben wie die Teilnehmer, schritt Johanna Ahrens ein letztes Mal rund um die aufgestellten Teilnehmer, bis der erlösende letzte Klaps auf das Hinterteil der Nr. 69 fiel. In diesem Jahr ist Sina Thomsen aus Lindewitt der neue Grand Champion im Vorführwettbewerb der Jungzüchter.

Nach der ersten „realen“ Schau nach Ausbruch der Pandemie zieht die RSH ein durchweg positives Fazit. Sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer zeigten durch ihre rege Beteiligung großes Interesse und signalisierten deutlich den Willen, dass es wieder „losegehen“ kann. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten für ihr großes Engagement und hoffen, dass sich die Bedingungen für Veranstaltungen weiter normalisieren und wir am 11. November 2021 zur „Auktion am Abend“, oder spätestens am 27. Januar 2022 zur großen Verbandsschau „Neumünster am Abend“ in den Holstenhallen wieder die Zuschauer auf vollen Rängen begrüßen dürfen. Aktuelle Infos zu unseren Veranstaltungen finden Sie stets unter www.rsheg.de.

Text: Melanie Gockel, RSH eG

Bilder: Annika Behrmann, RSH eG