Naturschutz und Zuchterfolg mit Welsh Black - das innovative Konzept der Familie Eckert

Strahlender Sonnenschein begrüßte die zahlreichen Gäste am 24. September 2020 in Süsel in Ostholstein ebenso wie auch die offiziellen der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH). Traditionell zu diesem frühen Herbsttermin ehrt die LKSH tierhaltende Betriebe im Bundesland für ihre besonderen züchterischen Leistungen und vor allem für innovative Ansätze für die sich in diesen Zeiten sich immer schwieriger gestaltende Tierhaltung. In diesem Jahr fiel die Wahl auf einen ganz besonderen Fleischrinder-Betrieb, der nicht nur durch seine züchterischen Erfolge mit der Rasse Welsh Black, sondern auch durch ein ganz besonderes Haltungs- und Selbstvermarktungskonzept die Jury überzeugen konnte.

Extensive Rinderhaltung auf besonderem Standort

Der Betrieb von Olaf und Sabine Eckert liegt im zur Gemeinde Süsel gehörigen Ortsteil Ottendorf in Ostholstein, in landschaftlich sehr reizvoller Lage, direkt zwischen den beiden Naturschutzgebieten am Middelburger- und Barkauer See. Die Lage des Betriebs am Rande der holsteinischen Schweiz gestaltet das Gelände hügelig, doch auch bis zum Ostseestrand sind es nur ca. fünf Kilometer. Olaf und Sabine Eckert bewirtschaften hier ca. 170 ha, überwiegend Naturschutzflächen, die sie von der Stiftung Naturschutz gepachtet haben.

Der Familienbetrieb im Nebenerwerb hält auf diesen Flächen seit rund 20 Jahren die Rasse Welsh Black, und was im Jahr 1999 mit der ersten Kuh „Betsy“ begann, ist mittlerweile auf einen Tierbestand von rund 210 Rindern angewachsen. Die stattliche Herde setzt sich zusammen aus ca. 70 Mutterkühen, sechs Deckbullen und der dazugehörigen Nachzucht. Die drei bewährten Altbullen der Herde, „Connor“, „Dexter“ und „Mauro“ bekommen in diesem Jahr Verstärkung von der nächsten Generation: „Earl“, „Berwyn“ und „Nero“. Um die genetische Vielfalt zu erhalten oder auch neue Blutlinien zu führen werden außerdem bei Bedarf Bullen aus Wales importiert. Auf dem Hof werden neben den gehörnten Tieren auch mittlerweile hornlose Blutlinien geführt. Ein so gewachsener Betrieb kann natürlich nicht nur mit zwei Personen bewirtschaftet werden, und so ist die Futtergewinnung komplett an ein Lohnunternehmen ausgelagert und auch viele Freunde und Bekannte sind stets mit einer helfenden Hand zur Stelle.

Die Tiere leben während der Zeit der Vegetation von Ende April bis zum Spätherbst draußen auf den Grünflächen und überwintern auf geschützten und trockenen Winterweideflächen bei Zufütterung von Grassilage und Stroh. Weiteres Zufutter wird nicht gereicht, die Tiere erreichen ihre vorzüglichen Gewichte also ausschließlich mit Grünfutter. Auch die Zucht verläuft im Einklang mit dem natürlichen Jahresrhythmus. Die Kälber werden Ende April geboren und verbleiben bis zum Absetzen im Frühjahr des nächsten Jahres fast ein Jahr bei der Mutter. Im Sommer kommen die hofeigenen Bullen dann wieder in die Herden und sorgen so für die nächste Generation Welsh Black auf dem Holmkamp.

Zahlreiche züchterische Erfolge

Erfolgreich sind Olaf und Sabine Eckert aber nicht nur im Meistern der besonderen Herausforderungen, die der Standort des Betriebes an sie stellt. Im Stall an einer kleinen „Wall of fame“ reiht sich eine Schärpe an die nächste Plakette. Dass an einigen schon ein bisschen Staub haftet zeugt davon, dass die vielen regionalen und bundesweiten Erfolge schon Tradition haben im Zuchtbetrieb Eckert. Zuchtziel ist ein typvolles und robustes Rind mit gutem Fleischansatz, dass sich besonders für extensive Haltungsformen eignet. Bei den hornlosen Tieren wird besonderes Augenmerk auf den Erhalt des rassetypischen, tiefen Rumpfes gelegt. Ein ruhiger und umgänglicher Charakter ist zudem ein unerlässliches Kriterium für die Auswahl der Zuchttiere, da es die Basis für den täglichen Umgang mit ihnen bildet.

Das dieses Konzept hier ganz konsequent gelebt wird, wird den zahlreichen Besuchern beim Rundgang über den Hof deutlich. Hier posieren nicht nur die weiblichen Tiere in ihren Gruppen auf abgetrennten Grünflächen geduldig für die Fotografen, auch die ausgestellten Zuchtbullen in ihren Texasgittern lassen sich durch den Trubel nicht im Geringsten beeindrucken. „Earl“, der 2015 auf dem Hof geborene Sohn des „Ernesto“, der schon bei seiner Körung mit 8/8/7 für Typ, Bemuskelung und Skelett bewertet wurde, konnte im letzten Jahr den Titel „Mr. Norla“ auf der Landestierschau in Rendsburg gewinnen. Er ist also Landessieger über alle Rassen und präsentierte sich auch jetzt nicht weniger imposant und trotzdem völlig gelassen. Sein Stallkollege „Berwyn“, der in Großbritannien gezogene „Seraff“-Sohn, nun im Besitz der Familie Eckert, konnte noch zu Beginn dieses Jahres die in Berlin im Rahmen der „Grünen Woche“ stattfindende Bundeschau „Schwarz-Rot-Gold Robust“ als Bundessieger für sich entscheiden. Auch schon 2014 konnte der Betrieb mit dem Bullen „Ernesto“ einen Bundessieger in Berlin stellen, 2017 wurde sein Stallkollege „Nero“ Bundessieger auf der Bundesjungtierschau in Wüsting.

Für die guten Haltungsbedigungen der Tiere „vom Holmkamp“ spricht auch, dass zu diesem Ehrentag eine ganz besondere Kuh ebenfalls zu den ausgestellten Tieren gehören konnte. „Betsy“, die 1999 geborene „Stammkuh“ und der Beginn der Welsh Black-Zucht bei Familie Eckert, zeigte sich mit ihren mittlerweile stolzen 21 Jahren noch in sehr guter Verfassung und posierte ebenfalls vor den Fotografen. „Betsy“ brachte Sabine und Olaf Eckert 15 Kälber, die zum Teil auch in anderen Zuchtbetrieben ein neues Zuhause fanden: „Das oberste Ziel unseres Betriebes ist die Aufzucht und der Verkauf von Zuchttieren der Rasse Welsh Black“ bemerkte Olaf Eckert später auch in seiner Rede an die Gratulanten.

 

Der Mut neue Wege zu beschreiten

Auch die Präsidentin der LKSH, Ute Volquardsen, durfte natürlich als Laudatorin nicht fehlen, und zeigte sich begeistert von der liebevollen Herrichtung der Tiere und des gesamten Hofes für den besonderen Tag. „Die Nutztierhaltung befindet sich gerade in den letzten Jahren in einem sehr starken Wandlungsprozess und bewegt sich in einem strengen Spannungsfeld zwischen Gesetzen und Gesellschaft. Immer wieder stehen die politischen Forderungen der ökonomischen, ökologischen und auch sozialen Umsetzbarkeit gegenüber und müssen in Einklang gebracht werden“ begann sie ihre Rede und sprach damit gleich die großen Themengebiete an, die die Landwirte heutzutage oft besorgt nachdenken lassen. Sie sieht hierbei zum einen die Politik gefordert, den Landwirten die nötigen „Leitplanken“ für die oftmals schwierigen Strecken zu gestalten. Aber auch die Landwirte müssten sich bereiterklären, ihre eigene „Meinungsblase“ zu verlassen und mit den Verbrauchern einen offenen Diskurs einzugehen: „Der Blick von außen wird immer wichtiger, ich muss mich als Landwirt häufig fragen: „Wie wirkt meine Arbeit auf diejenigen, die keinen Einblick darin haben“ resümierte sie ihren Denkanstoß. Die ganze Branche ist nach Meinung von Ute Volquardsen genauso Teil der Lösung wie die Forderungen der Verbraucher. Hier sind Betriebe gefordert, die neue und zukunftsweisende Ansätze für nachhaltige Landwirtschaft liefern. Ebenso muss die Wissenschaft neue Ergebnisse präsentieren und ihr Wissen in die Praxis transferieren, um diese „Leuchtturmbetriebe“ weiter in ihrem Wirtschaften zu unterstützen. „Gerade in der Landwirtschaft muss man Händchen und Auge haben und Innovation und Traditionen in Einklang bringen können“ begründet Ute Volquardsen den neuen Namen für den Ehrenpreis, der sich vor allem an Betriebe mit innovativen, zukunftsweisenden Konzepten richtet. Der Betrieb von Sabine und Olaf Eckert sei ihrer Meinung nach eben ein solcher Leuchtturm, entstanden 1999 aus dem Wunsch nach mehr Nähe zur Natur, der heute zeigt, dass regionale, tiergerechte Zucht und Haltung auf extensiven Naturschutzflächen, aber auch Verkauf, Schlachtung und Vermarktung der Produkte möglich ist. „Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit stehen hier in keinem Wiederspruch, und daher überreiche ich Ihnen mit Freuden den begehrten Bronzeteller des „Ehrenpreises der LKSH für innovative Ansätze in der Tierhaltung“ schloss die Präsidentin der Landwirtschaftskammer ihre Rede und überreichte den strahlenden Gewinnern die begehrte Auszeichnung.

Züchten braucht Herzblut

Seitens der RSH eG würdigte Vorstandsvorsitzender Knud-Detlef Andresen neben diesen innovativen Haltungs- und Vermarktungsansätzen vor allem nochmals die großen züchterischen Erfolge. Obwohl die aktive Zeit für einen echten Zuchtbetrieb erst recht kurz ist, wenn man bedenkt das viele Rinderzuchtbetriebe in Schleswig-Holstein bereits über Generationen an ihrem Erfolg hart arbeiten, sind bereits viele Landes- und Bundestitel in den Stall der Familie Eckert gegangen. Weibliche und männliche Tiere aus der Zucht der Eckerts errangen nicht nur auf den speziellen Rasseschauen viele Erfolge, sondern waren auch schon häufig als Rassevertreter auf überregionalen Ausstellungen beste Werbung für die Welsh Black vom Holmkamp aus Schleswig-Holstein. Egal ob Norla oder auch EuroTier, die Tiere präsentierten sich stets optimal im Rassetyp und Pflegezustand. Olaf Eckert engagiert sich zudem auch im Zuchtausschuss der Fleischrinder bei der RSH, um auch hier aktiv die züchterische Verbesserung der Rassen voranzutreiben und sich mit seinen Züchterkollegen der vielen weiteren Fleischrinderrassen auszutauschen. „Züchten braucht Herzblut und Erfolge im eigenen Stall beflügeln auch für die tägliche Arbeit“ schloss Knud-Detlef Andresen seine Rede und konnte dabei sicherlich auch auf seine eigene Zuchterfahrung zurückblicken.

Große Dankbarkeit über den Zusammenhalt

„Was muss erst alles passieren, damit wir Euch alle einmal an einen Tisch bekommen? Ach, nein, 20 Tische, dank Corona“ scherzte Sabine Eckert zu Beginn ihrer Dankesrede an die vielen Offiziellen und Gratulanten. Besonderen Dank sprach sie aber vor allem an die zahlreichen helfenden Hände im Dorf aus, die immer zur Stelle sind, wenn Hilfe benötigt wird. Dank gilt auch den Flächenverpächtern, dem Tierarzt und dem örtlichen Lohnunternehmen: „Ohne Euch wären wir sicher heute noch am Schwaden!“ lacht Familie Eckert. Auch die züchterische Gemeinschaft bei den Welsh Black bereitet Familie Eckert viel Freude, und so ist es selbstverständlich, sich dort auch zu engagieren. So sind sie seit Beginn der Geschichte auf dem Holmkamp Mitglieder beim Verband Deutscher Welsh Black Züchter e.V. und hatten mit Züchterkollegen tolle Ausflüge bis hin nach Wales, in das Heimatland dieser Rasse. „Dreimal die Acht“ gab es lauf Olaf Eckert auch für RSH-Fleischrinderexperte Claus Henningsen von der RSH, der die Familie in allen züchterischen Fragen seitens des Verbandes betreut. „Familie kann man sich nicht aussuchen, Freunde und Bekannte schon! Trotzdem bin ich froh, dass auch meine ganze Familie bei dieser Sache voll an einem Strang zieht“ schloss Olaf Eckert seine Rede. Wie lecker auch das Fleisch dieser extensiv gewachsenen Rasse ist, davon konnten sich die Gäste beim anschließenden Essen dann persönlich überzeugen. Durch die extensive Haltung wird das Fleisch der Welsh Black von Familie Eckert nie Massenware werden, aber gemeinsam mit der regionalen Fleischerei Laubmann werden einige Rinder im Jahr weiterverarbeitet. Und so ließen sich auch die Gäste Welsh Black Filet, Pastrami, Chorizo oder Snackwürstchen schmecken. Ein köstlicher Ausklang für diesen rundum gelungenen Tag.

Auch die RSH gratuliert Familie Eckert an dieser Stelle nachmals ganz herzlich zu diesem wichtigen Preis und wünscht weiterhin so viel Gelingen und Glück mit der robusten, schweren aber auch sehr charakterstarken Rasse aus Wales.

Text und Bilder: Melanie Gockel, RSH eG